Review

The Black Opera

Libretto: Of King Legend

Mello Music Group • 2012

Wer sich The Black Opera nennt, macht sich nicht gerade verdächtig, »SWAG« ins nächstbeste Sozialnetzwerk zu hashtaggen. Das Mello Music-Group-Signing mag es mysteriös, inszeniert sich als internationales Künstler-Bündnis mit Bastionen in Atlanta, Chicago, Detroit, New York, Los Angeles oder Paris und ist bestrebt, in Videos und auf der Bühne incognito zu bleiben. Mag man die strategische Anonymität heutzutage schnell als imagebildende PR-Kampagne entlarven, beabsichtigen The Black Opera aber v.a. politische Visionen mittels künstlerischer Expression. Das etwas über-ambitionierte Ziel, die Welt verändern zu wollen, kommt dabei freilich nicht ganz ohne Pathos und Polemik aus. Den nicht namentlich genannten MCs gelingt es jedoch, seinem Publikum dieses naive Bestreben durch lebensnahe, teils witzige Inhalte und eingängige Delivery näher-zubringen. Nach dem Motto »Flows statt Floskeln« wird hier politische Musik produziert, nicht musikalische Politik. Unterstützung von Melody Betts, Lalibella, Boog Brown, Rasheeda Ali und Mayer Hawthorne macht die mitunter schwerverdaulichen Tales zudem noch zugänglicher. Der sonore Knotenpunkt des maskierten Konglomerats ist Astronote, der auf »Libretto: of King Legend« ein Beat-Patchwork schneidert, welches Gedankengänge aus verschiedenen Genres eklektisch und experimentell vermischt. Wo man krampfige Bandsalat-Beats vermutet, erfolgt eine boom-bappige Orchestral-Orgie, die klingt, als hätten sich Kraftwerk und Lamont Dozier bei Pete Rock im Studio getroffen. Das kann man Weltmusik 2.0 nennen. Das kann man aber auch HipHop nennen. The Black Opera halten es wie Willy Brandt: »Der beste Weg, die Zukunft vorauszusagen, ist, sie zu gestalten«.