Review

John Grant

Pale Green Ghosts

Bella Union • 2013

Der Sänger mit dem warmen Bariton ist zwar nicht mehr der jüngste, doch erst seit Kurzem so etwas wie eine Berühmtheit. Sein erstes Soloalbum »Queen of Denmark“ kann man ohne zu übertreiben als gelungen bezeichnen – nach erfolglosen Versuchen mit der Folkrock-Band Czars bekannt zu werden auch als Genugtuung. Anstatt sich für seinen Zweitling erneut von Midlake helfen zu lassen, nahm Grant diesmal in Island mit unter anderem Birgir Þórarinsson und Biggi Veira (Gus Gus) neue Songs auf – so klingen sie auch. Anstatt akustisch instrumentierte, elegische Melancholie hört man auf »Pale Green Ghosts« schonmal kalte Electroflächen, statt zarter Sehnsucht brodelt an einigen Stellen auch Hass und Wut. Das Album ist ein allumfassendes, teilweise widersprüchliches und komplexes Werk. Ein wichtiger Grund für diese umfangreichere emotionale Palette war sicherlich Grants HIV-Diagnose, die ihm 2011 kurz nach seiner ersten Islandreise gestellt wurde. Offen singt er darüber, über die daraus resultierende Hilflosigkeit, die Zweifel und den Selbsthass, aber auch über seine Jugend und homosexuelle Liebe. Das ist musikalisch nicht immer schlüssig und auch auf der Textebene will nicht alles zusammenpassen, aber »Pale Green Ghosts« zeigt das so lange Zeit verborgene Talent des »Forty-Somethings«.