Review

Pan•American

Cloud Room, Glass Room

Kranky • 2013

Im Volksmund heißt es so schön: Kein Ei gleicht dem anderen. Damit soll zum Ausdruck gebracht werden, dass in der all zu offensichtlichen Ähnlichkeit doch entscheidende Unterschiede liegen. In diesem Sinne muss man sagen, kein Album von Pan American gleicht dem anderen. Seit 15 Jahren erfindet Mark Nelson sich und sein Projekt Pan American immer ein wenig neu, Schallplatte für Schallplatte. Die Musik betont mal das elektronische, mal das akustische Moment, ist hier Dub und dort Rock (mit diversen Präfixen) und bleibt dabei stets Pan American. Und auch der siebente Longplayer, »Cloud Room, Glass Room«, weiß zu überraschen: Denn Pan American ist jetzt eine Band. Percussionist und Schlagzeuger Steven Hess, der bereits auf dem Vorgänger »White Bird Release« (2009) hier und da Ideen beisteuerte, ist jetzt fester Bestandteil und Bassist Robert Donne (bereits Anfang der 1990er Jahre zusammen mit Nelson bei Labradford aktiv) ist auch zu hören. Aber gerade Steven Hess ist es, der mit seinem bei Locrian, Ural Umbo, Fessenden, On oder dem Dropp Ensemble erprobten Schlagzeugspiel den Klang von »Cloud Room, Glass Room« bestimmt. Die Betonung der Rhythmusstrukturen, 1997 Initialzündung für die Gründung des Projektes Pan American, obliegt im Prinzip nun vollständig dem Neuen, wodurch die Musik einen ganz anderen Klang erhält. Hess’ Schlagzeugspiel ist variabel und niemals langweilig. Es ist aber weder Begleitung noch Verzierung der Flächen und Sounds von Mark Nelson, sondern dessen Entwürfen schlicht gleichberechtigt zur Seite gestellt. Dadurch ergeben sich Kontraste wie in »5th Avenue«, in dem sich eine auf wenige Töne beschränkte Fläche, die Klangfarben wechselnd im Raum bewegt, während das Schlagzeug eine wuselige Unruhe entgegensetzt. Betrachtet man die Teile für sich, ist darin Schönheit oder Versiertheit zu erkennen. Im Zusammenspiel entwickeln sie dagegen eine eine andere Schärfe, eine bedrohliche Dringlichkeit. Diesem Dialog zu lauschen, macht wirklich Freude und ist in seiner Konsequenz ein unerhörtes Erlebnis. – Ob die sanfte Rückkehr in den Rock-Kontext nun die Schließung des Kreises ist, der einst bei Labradford seinen Ausgang fand, oder einfach ein Rückschritt oder auch beides, lässt sich heute noch nicht mit Bestimmtheit sagen.