Review

RP Boo

Legacy

Planet µ • 2013

Das ist eine Ansage: So ziemlich am Ende der Fahnenstange des Footwork-Hypes sein Debütalbum veröffentlichten und es zur »Legacy« erklären. Da denkt man in der Regel sofort an dicke Hose und zu viel Testosteron im Blut. RP Boo könnte das aber glatt zustehen. Geht man nach der Legendenschreibung, ist er der Urvater des Footwork, sozusagen der James Brown der synkopen, hyperhektischen Beats. Bereits 1997 soll er den Prototyp entwickelt und 1999 verfeinert haben – eine gute Dekade bevor überhaupt jemand den Genrebegriff auch nur in den Mund zu nehmen wagte. Hier geht es also nicht um ein Leichtgewicht. Das ist Footwork in Person. Das wirklich spannende an »Legacy« ist aber nicht, dass dieses Album die Urwurzel des Footwork repräsentiert. RP Boo ruht sich nicht auf den Status-Lorbeeren aus. Er definiert Footwork auch für die Zukunft. Selten wurde dieser Stil auf einem Album so divers und konsequent gestaltet – unglaublich gut produziert, reich an Sounds, vergroovt und funky. »Legacy« ist fröhliches Sample-Raten aus den letzten mindestens 25 Jahren urbaner Kultur. Verspielte Jazz-Samples (»Red Hot«) reihen sich direkt an eine düstere Klaustrophie-Stunde mit uralter AFX-Melodie (»Invisibu Boogie!«). Um gleich danach mit Busta Rhymes‘ »Gimme Some More« aufzuwarten und Tarzan durchs Studio schwingen zu lassen. Justin Timberlake und NWA in einem Song? Auch das geht verdammt gut. Mit all den irrsinnigen, gepitchten Vocals wirkt das stellenweise fast schon wie ein Rap-Album auf Koffein-Infusion. Da dürften all die Footwork-Hipster mit Herzflimmern zusammen brechen.

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