Review

Sole

No Wising Up No Settling Down

Black Canyon • 2013

Tim Holland, bekannt als Sole, wütet mit seinem unkonventionellen Reimschema seit 20 Jahren in den Schlupflöchern der Hip-Hop-Kultur oder erfindet einfach neue Nischen für sich und seinesgleichen. Neben seinen Projekten mit der Skyrider-Band veröffentlicht er nun Teil zwei der Reihe »A Ruthless Criticism Of Everything Existing« mit dem schönen Namen »No Wising Up No Settling Down«. Wie es sich für handfeste Rundumschlag-Kritik gehört, kommt eigentlich niemand wirklich gut weg. Spätestens bei »People Piss Me Off« wird sich auch der Hörer mal ertappt fühlen. Aber die Stoßrichtung sollte ab dem Intro mit dem herrlichen Namen »Introfukyall« sowieso klar sein. Im zweiten Track kommt das Bankensystem und die Regierung dran, ein stichelnder Beat mit extrem tiefen Basslauf untermalt das ganze passend. Es geht weiter mit den Dauerthemen Amerika und Krieg, der Rapbranche und festhalten: Menschen, die Fleisch essen. Und so fürchterlich das alles nach nörgelndem Zeigefinger klingt; jedes Lied ist ein neuer Höhepunkt. Denn so durchdacht und detailverliebt wurden diese Themen bisher nur selten rübergebracht. Und wenn es einen stört, dass man als Fleischfresser pointiert kritisiert wird, dann hört man trotzdem gerne den dahingeweinten Refrain von »Cars & Trains«. Abgesehen von den stark eingebauten Hip-Hop-untypischen Gästen und den klugen Inhalten ist auch an der Produktion so gut wie nichts auszusetzen. Tief verwurzelt im Hip Hop, mit heftigen elektronischen Einschlägen (»Gangster Of Love« hört sich an, wie Sage Francis’ »Best Of Times« auf LSD) und allerhand Elementen aus anderen Musikrichtungen, strahlt dieses Album geradezu vor Ideenreichtum. Alles in allem bleibt also kaum was auszusetzen. Da ist dieser belesene Kerl aus dem langweiligen US-Staat Maine, der aussieht, wie Alan aus »Hangover« und trotzdem mehr Hip Hop im Blut hat als… ach, fukyall.

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