Diese zweistündige Dokumentation zeigt faszinierendes Originalmaterial des karibischen Lebens zu einer spannenden Zeit, in der die Region ausschließlich als exotisches Urlaubsziel der Oberklasse oder aber als Kolonialgebiet angesehen wurde. Die historischen Aufnahmen wurden dafür ohne Chronologie aneinandergereiht, sie werden weder kommentiert noch kontextualisiert – das ist Schwäche und Stärke zugleich. Dadurch fehlt einerseits ein Spannungsbogen, eine zusammenhängende Erzählung, andererseits bewahren die Bilder sich ihre unmittelbare Wucht. Angefangen hat British Pathé mit kurzen Nachrichten-Clips, die ähnlich wie die Wochenschau hierzulande vor Kinofilme ausgestrahlt wurden. Mit dem Siegeszug des Fernsehens in den 1950er-Jahren entwickelten sich die Filmbeiträge weiter: die älteren Kurzfilme zeigen v.a. politische Ereignisse wie Wahlen und Besuche der Königsfamilie. Spätere haben ein breiteres Themenspektrum: von der Arbeit auf Bananen- und Kaffeeplantagen über Musik- und Tanzvorführungen bis hin zu Voodooritualen, Urlaubsclips und Interviews mit jamaikanischen Aussiedlern in London. »Mirror To The Soul« dokumentiert nicht nur die fortschreitende Emanzipation der karibischen Nationen bzw. im Fall von Kuba den Kampf gegen die US-Einflussnahme, sondern zeichnet auch ein Psychogramm der Kolonialmacht Großbritannien selbst. Wie kommentierte man damals den Zerfall des Commonwealth, die Unabhängigkeit einstiger Kolonien und den Zuzug vor allem von Jamaikanern nach England? »Mirror To The Soul« gibt darüber Aufschluss.
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Soul Jazz