Review

CoH

Retro-2038

Editions Mego • 2013

CoH gibt, gemäß des Albumtitels, von vornherein eine recht klare Richtung vor, in welche er reisen möchte. Das Konzept: das Vergangene schnappen und in das Jahr 2038 transferieren. Zurück in die Zukunft für elektronische Musik. Das Klangspektrum auf »Retro-2038« erinnert daher immer wieder an die Zeiten vor 60 Jahren, als Raymond Scott am Manhattan Research Inc. die Möglichkeiten der neu entwickelten, zimmerschrankgroßen Synthesizer auslotete. Das Ganze ist natürlich nach 2013er Standard produziert – mit einer guten Portion Subbass und einer Menge Verzerrungen, welche säuberlich seziert, auf die Wellenkronen gekürzt und dezidiert durch Hi- und Lo-Pass-Filter getrieben werden. Auf Albumlänge verliert diese – wenn auch penibel ausgearbeitete – beschränkte Klangfarbe zwar ihre Faszination und funktioniert eher als Kuriosum. Irgendwann hat man das Konzept geschluckt. CoH arrangiert die Sounds jedoch clever in verschiedenste Rhythmus- und Groovestrukturen und hält die acht langen Titel damit am Leben. Der Opener »Retrotech Overture« erreicht direkt die Funkyness einiger Raster-Noton-Veröffentlichungen, die ebenfalls trotz minimalistischem Klanggerüst immer wieder zu Groovemonstern werden. Im Kontrast dazu lässt der gebürtige Russe auf dem überlangen »Vainio« die spannende Idee von Dynamikwechseln im Sande verlaufen, macht es aber mit »Disco Discrete« wieder gut, auf dem er zur regelrechten Rave-Rampensau avanciert. Ob das alles wirklich dem Jahr 2038 entsprechen wird, sei dahingestellt. Entweder dürfen wir in den nächsten 25 Jahren keine Quantensprünge erwarten oder müssen uns auf eine dicke Revivalschlacht gefasst machen. Denn ganz so weit draußen landet dieser Wurf doch nicht.

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Coh
Retro-2038
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