Review

Boardwalk

Boardwalk

Stones Throw • 2013

Dass das in der kalifornischen Bay-Area ansässige Hip Hop-Label Stones Throw seine Fühler längst in andere Richtungen ausstreckt, hat man ja schon bemerkt. Aber ihr neues Signing Boardwalk kann man nun gar nicht mehr mit dem Etikett »Hip Hop« versehen. Hinter Boardwalk stecken die Sängerin Amber Quintero und der Multi-Instrumentalist Mike Edge. Die Musik, die das Duo aus Los Angeles aus analogen Klängen und unter Anwendung von selbst gefertigtem Equipment zusammenzimmert, kann man wohl in die Dream Pop-Schublade stecken: gedrosseltes Tempo, träumerisch dahingehauchte Lyrics, sphärisch ausufernde Sounds, sehr viel Weite und Offenheit. Die sehnsuchtsvolle Gitarre ist mit viel Hall aufgeladen, und der Gesang zu weit entfernt, um überhaupt zerbrechlich zu sein. Alles in allem ist das schwer zu greifen, aber doch irgendwie ganz konkret – so, wie es schon das Plattencover versinnbildlicht: Wolken am entlegenen Himmel, dazu nur der Bandname, der neben Attributen wie Bodenständigkeit und Beton kaum Assoziationen zulässt. Das nach dem Bandprojekt benannte Debütalbum beginnt mit den Worten »I’m not myself /I’m someone else«. Und das zieht sich durch: von Anfang an klingt die LP nach Ich-Verlust, glücklicherweise während dem Summer Of Love. Das ist versöhnlich, auf eine Art wie es z.B. Eels hinbekommen. Sie läuft gleichmäßig und unaufdringlich nebenher und fesselt, ohne zu binden. Vielleicht ist das nicht der richtige Soundtrack für ein Ankommen, aber sehr wohl einer für das Unterwegs-Sein.