Review

Mark Fell

n-Dimensional Analysis

Liberation Technologies • 2013

Liberation Technologies scheint als Label die Aufgabe zuteil, die Paradigmen derzeitiger britischer, elektronischer Musik herauszustellen. Und das Sublabel von Mute Records macht seine Aufgabe bisher ganz hervorragend. Im Fokus stehen dabei Veröffentlichungen von Musikern, die bestehende Konventionen im Feld der elektronischen Musik hinterfragen, ohne dabei ins akademische zu kippen. Der fünfte Release macht da keine Ausnahme. Der Unterschied ist einzig, ihr Protagonist Mark Fell ist kein noch zu entdeckendes Jungblut, sondern längst etabliert. Er bildete ein Jahrzehnt lang gemeinsam mit Mat Steel das Duo snd und hat mit ambitionierten Releases für Raster-Noton und Editions Mego begeistert. Und mehr noch – er hat über die Jahre einen eigenen Sound entwickelt. Diesen kann man auch hier hören: minimalistische, kühle Soundschnipsel, mit harten Schnitten aneinandergesetzt, in Loops zum Leben erweckt. Im letzten Jahr hat Fell unter dem Namen Sensate Focus dann mit House experimentiert, und dem Genre die Unwucht einer verbogenen Fahrradgabel geschenkt. Die dabei entstandene Beschäftigung mit Groove ist bei den zwei 11-Minütern auf »n-Dimensional Analysis« hängenblieben. Fell scheint es nämlich diesmal nicht so sehr darum zu gehen, ein Genre zu bemessen oder sich ein Material als Struktur anzueignen, sondern eine Form. Und er zeigt diese, ohne sie in ihrer Exaktheit vorzuführen. Darauf könnte auch der Titel »n-Dimensional Analysis« hinweisen, der sich vielleicht auf ein Verfahren der Berechnung einer Kugel bezieht, aber ich bin mit angewandter Mathematik nicht vertraut und physikalisches Verständnis habe ich auch keines, um das mit letzter Überzeugung zu vertreten. Was ich sagen will, ist, mit seinem approximativen Verfahren ist Mark Fell noch nie so nah an die Vollkommenheit gelangt.