Review

Ty Segall

Sleeper

Drag City • 2013

Der Wunderknabe aus San Francisco, der allein im letzten Jahr drei Alben veröffentlichte, bleibt nach stolzen zehn Monaten Pause trotzdem ungemein produktiv. Mit »Sleepers« legt er allerdings kein weiteres Werk voll fuzzigem Garagen-Rock vor, sondern zeigt sich von seiner akustischen Seite. Auf dem kompletten Album findet sich gerade mal eine einzige verzerrte Gitarre (in »The Man Man«) und ebenfalls nur eine kleine Feedback-Orgie am Ende von »Queen Lullabye«. Statt Schlagzeug kommen meist sanftere Percussion zum Einsatz, so dass Country-Gitarre und hippieske, jedoch nie naiv-fröhliche Texte dominieren. Das klingt dann manchmal nach Bowie zu »Hunky Dory«-Zeiten, mal nach Syd Barretts Solospielereien, dann wie Becks »One Foot In The Grave«. Zum Einen liegt es daran, dass Segall stellenweise versucht beim Singen einen englischen Akzent zu imitieren, zum anderen am Einsatz von unsauber gespielten Gitarrenslides mit dem Bottleneck. Selbst in der Produktion wird durch die konsequente Aufteilung in linken und rechten Kanal ein psychedelisch-folkiges Retrofeeling erzeugt, das perfekt zu Songwriting und Instrumentierung passt. So beweist Segall, dass er auch ohne seine gewohnten Mittel tolle Musik erschaffen kann, und gleichzeitig, dass Qualität und Quantität sich nicht ausschließen müssen.

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Ty Segall
Sleeper
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