Review

Tropic Of Cancer

Restless Idylls

Blackest Ever Black • 2013

Oh Leser verzeih‘ mir, denn ich starte mit einer Floskel: Jeder trauert anders. Diese Information bringt nun niemanden weiter, ist aber für den Zugang zum neuen Album von Tropic Of Cancer bedeutsam. Denn »Restless Idylls« ist auf Trauer gebaut. Nicht aber jene Art von Trauer, die rast, verzweifelt, schreit und weint, sondern Trauer, die sich bereits gelegt hat; die der Mensch stoisch für immer mit sich trägt. Langsam gluckern die vom Post-Punk inspirierten Basslines, weit ziehen sich die Synths, gleichmäßig klopfen die Drums; die Vocals von Camella Lobo verlieren sich in Tälern und hallen lange in der Tiefe nach. Die Art und Weise wie Lobo die Tracks aufbaut, unterstützt die These vom Anfang: Die Songs schleppen sich zwar voran, aber irgendwie schweben sie auch; die Trauer quält nicht mehr, aber sie schwingt mit. Lobo legt mit ihrer Mischung aus Post-Punk, minimalistischem Post-Wave, Ambient und Gruft-Mucke einen Sarg in die Disco. Die Musikerin aus L.A. erklärt zwar, dass sie sie mit »Restlyess Idylls«, ihrem Debüt-Album, das Licht in ihrer Musik betonen wolle. Wenn man das Album so hört, kann das nicht mehr bedeuten, als das halt auf einer Beerdigung die Sonne scheint. Der erste Track heißt »Plant Lilies On My Head« – eine Übersetzung von »Guten Morgen Sonnenschein« geht anders. Wer also Bock auf Lila-Wolken-YOLO-Sound hat, der ist hier definitiv falsch. Wer aber Genuss in der Schwere finden kann, der wird sich in diesem Album verlieren.