Review

Anna Calvi

One Breath

Domino • 2013

Schlechte Laune dürfte eines der besten Verkaufsargumente des 21. Jahrhunderts sein. Alle anderen Leute sind dumm oder dümmer. Und wenn dann mal jemand kommt, der mit uns den Schulterschluss in der Misanthropie sucht, umso besser. Gemeinsam einsam. Anna Calvi ist eine gute Freundin in diesen Zeiten. Mit ihrem zweiten Album »One Breath« veröffentlicht sich ein schönes Stück an Dunkelheit und Missmut. Mal angespeckt mit ein wenig Pathos wie in »Eliza«, mal mit schwerer Gitarre wie in »Love Of My Life« legt sich dieses Album über seine Hörer. Allerdings bekommt die britische Songwriterin die ganz großen Momente auf »One Breath« nicht unter. Klar, die spukenden Stimmen, die Orgel, die Dunkelheit – alles da, fügt sich auch zu elf anständigen Songs zusammen. Nur so richtig atemberaubend macht das nur der Titeltrack, in dem sich Calvi in den Text steigert, ihn wie einen alten Zauberspruch über das karge Setting haucht und die Gitarren gerade ansetzen wollen, als dann das ganze Stück in pompösen Streichern aufgeht. Ansonsten gibt es auf diesem Album wenig, was PJ Harvey nicht schon vor zehn Jahren bereits getan hat. Aber so ein Vergleich ist vielleicht letztendlich nicht ganz fair, denn Anna Calvi berührt mit ihrer Musik trotzdem in den meisten Songs. Und dass der Rest der Welt doof ist, darauf können wir uns doch alle einigen.