Review

Huerco S

Colonial Patterns

Software Records • 2013

Äußerst umtriebig in den vergangenen Monaten ist Huerco S, einer dieser Jungspunde, die von den Kollegen schnell das Etikett »Outsider House« angeheftet bekommen haben. In Ermangelung einer Kategorie, ein durchaus streitbarer wie irgendwie auch passender Begriff. Nach Genuss (ja, dieser Begriff nimmt die Deutung bereits vorweg) seines Debütalbums »Colonial Patterns«, mag ich mich gar an der Namensfindung beteiligen und werfe den Begriff »Industrial Ambient« ins Feld. Möge man sich hierüber auch streiten wollen oder eben nicht: »Music for the head« bleibt das allemal, was Huerco S seinen Hörern hier vorsetzt. Denn, man nehme z.B. das sagenhafte Stück »Quivira«, eines der herausstechenden Kleinode eines wunderbaren Erstlingswerk: Wie eine Werkshalle mit offenem Dach, in der im Nebel die dunklen Wolken im Zeitraffer vorbeiziehen, rattert Huerco S’ Produktion mit der Präzision des deutschen Maschinenbaus durch ein dystopisches Klangbild mystischer Klangfarben. Unaufdringlich, aber bestimmt folgt die Percussion ihrer Programmierung, von den im Hintergrund immer dichter und erdrückender aufziehenden Störcollagen sichtlich unbeeindruckt. Ähnlich verhält es sich mit »Ragtime U.S.A. [Warning]«, das im Vergleich zu den vielen auf verstörten Loops aufgebauten Stücke auf »Colonial Patterns«, sichtlich mehr Fokus auf den Groove richtet und dennoch eine eigene, schaudernde, mit sich selbst kämpfende Welt erschafft. Sechs verstörende wie gebannte Minuten Musik. Um bei diesem Namen zu bleiben: »Hitchcock House«, das würde auch passen. Anyway: Ein fantastisches, ein essentielles Album.