Review

Rain Dog

Two Words

Project: Mooncircle / hhv.de • 2014

Samuel Evans hat nicht viel Talent – zumindest nicht wenn es darum geht, Songs mit Texten zu schreiben. Das behauptet er laut Pressetext selbst und das mag man nach dem ersten Durchlauf von »Two Words« gerne glauben. Denn was auf der einen Seite fehlt, aber hier niemand wirklich vermisst, hat die andere Seite dafür mehr. Denn Evans hat ein unglaubliches Talent für das Aufbauen von Emotionen und Atmosphären. Die unterschiedlichen Patterns verdichten und verschieben sich, ziehen sich zusammen und davon, wachsen und schrumpfen. Spielt »Regolith« noch ein wenig mit Hip Hop, eröffnen »Broken« und »Cloven« mit feinster Elektronik aus der abstrakten Weite. Verschiedene Einflüsse verschmelzen auf »Two Words« zu einem Sound, zu einem Gefühl, das dieses ganze Album durchdringt. Die verschiedenen Features passen sich da nett ein, wenn etwa Sam Rogers ein bisschen Soul in »Watch Over« liegen lässt. Als Rain Dog hat Samuel Evans ein Album geschaffen, das vielleicht die Brücke zwischen Flying Lotus und Tom Waits ist. Und das völlig ohne Worte. Wozu auch? Die Dinge kanalisieren sich an manchen Stellen auf atemberaubende Weise. »Two Words« ist ein Blick in den Nachthimmel, wo sich Linien langsam Linien zwischen den einzelnen funkelnden Punkten herauskristallisieren, wo das große Ganze manchmal durchschimmert, obwohl Rain Dog doch alles passend geerdet hat. Dafür braucht es mehr als nur Talent. Was auch immer das sein mag, Samuel Evans hat es.