Review

Miss Platnum

Glück und Benzin

Four Music • 2014

Manchmal versteht man die Welt einfach nicht. Da wirft Ruth Renner als Miss Platnum seit Jahren gute Songs raus, steht im Windschatten von Marteria und Peter Fox, doch der ganz große Erfolg stellt sich einfach nicht ein. Zumindest nicht als Solokünstlerin, denn mit »Lila Wolken« ging es ja immerhin an die Spitze der Charts zusammen mit Marteria und Yasha. Ob nun mit ihrem vierten Album »Glück und Benzin« alles anders wird, keine Ahnung, das tut auch nichts zur Sache. Denn Miss Platnum bleibt einer der cleversten Köpfe im deutschsprachigen Popgeschäft. Von Songs wie »Give Me The Food« ist nichts mehr geblieben. Die Ironie von damals, das Spiel mit der eigenen Person ist hier endgültig vorbei. Auf »Glück und Benzin« herrschen dafür Ernsthaftigkeit und Melancholie. »Mein Kleid« versackt in der Geschichte eben jenes Kleidungsstücks mit Gitarren und tackerndem Rhythmus. Soul umarmt Pop, R’n’B und HipHop. »Gläser an die Wand« holt noch einmal ein wenig Balkan mit rein, doch vielleicht ist das eine Sache, die nicht so richtig greift. Mit der Single »99 Probleme« startet dieses Album selbstbewusst, kämpferisch und brennt vom ersten Takt an. Doch diese Platte ist kein Brandsatz, beim besten Willen nicht, eher oft geschmeidig und eingängig in weiten Teilen. Hier hat sich jemand längst von den Kampfansagen verabschiedet und zieht sein Ding einfach durch. Im Titeltrack verbindet sich das perfekt, der Text, der Beat, die Melodie, der Asphalt flackert, die »Luft schmeckt nach Glück und Benzin.« Manchmal braucht es einfach nicht mehr. Deutschsprachige Musik kann so einfach, so überzeugend und überraschend sein. Wer braucht da schon ständig formidable und zusammengeschusterte Hits für die Masse? »Ich mache da nicht mit, dann lieber Kunst, mache keine Musik für kleine Mädchen und Jungs.« Und damit wäre dem Rest der Welt alles gesagt.