Review

Douglas Dare

Whelm

Erased Tapes • 2014

Ein schwindsüchtiges Bürschchen, das mit Klavier und zerbrechlichem Gesang seine Gedichte und Kurzgeschichten vertont – ernsthaft? Ja, ernsthaft. »Seven Hours«, die Debüt-EP des jungen Briten Douglas Dare, verblüffte. Weil sie einerseits lange nicht so abgeschmackt klang wie die Geschichte dazu und andererseits mit vier Songs, denen kaum anzumerken war, dass sie in einem Take aufgenommen und weitestgehend improvisiert wurden. Von Douglas Dare, das war sofort klar, würde noch Großes zu erwarten sein. Das bestätigt nun »Whelm«. Erneut hat sich Dare mit dem Produzenten und Perkussionisten Fabian Prynn zusammengeschlossen und innerhalb kürzester Zeit zehn Songs aufgenommen. Den Lo-Fi-Charakter von »Seven Hours« haben die beiden in Prynns Studio gegen eine dichte Produktion eingetauscht, ohne dass die Aufnahmen an Authentizität und Intimität verloren hätten. Douglas Dares Währung heißt Aufrichtigkeit, mit ihr kann er sich von allen Pathosvorwürfen freikaufen. Die großen Emotionen, sie klingen hier alles andere als kitschig. Prynn verpasst den Songs ein ebenso eigenwilliges wie dezentes Rhythmusskelett, auf dem sich Dare des Öfteren seinem neugefundenen Lieblingsinstrument, einem Mini Moog, widmet. War schon »Seven Hours« weit mehr als das erste vorsichtige Lebenszeichen eines talentierten jungen Komponisten, so ist Dare mit »Whelm« ein selbstbewusstes künstlerisches Statement gelungen, das alle Zweifel endgültig bereinigen sollte. Das schwindsüchtige Bürschchen mit dem Klavier und der zerbrechlichen Stimme ist gekommen, um zu bleiben.

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