Review

Boozoo Bajou

4

Apollo • 2014

Gut Ding will Weile haben, scheinen sich Florian Seyberth und Peter Heider seit 1997 zu sagen – und bringen in ungefähr vierjährigen Zyklen ihre Alben als Bozoo Bajou heraus. Was in der Musikwelt bekanntlich einer halben Ewigkeit entspricht und den Tod eines jeden Musikers durch Verblassen bedeutet. Erst recht, wenn man mit dem Debütalbum »Satta« aus dem Jahre 2001 bereits komplett algenverhangenen Pool des an Bassrollen intensiven Downtempo und so genannten Chill Out hinein tauchte. Auch wenn sich die beiden Nürnberger nicht mit all den Retortenproduzenten in einen Topf werfen lassen wollen, deren Copycat-Produktionen noch heute in den Business-Lounges der Airports hoch und runter gedudelt werden. Heider und Seyberth wehren sich auch auf ihrem – wer hätte es gedacht? – vierten Album »4« bewusst gegen den Tod durch Eutrophierung. Dafür laden sie nicht nur ein paar spannende Musiker ein, die u.a. den Minimal-Romantiker Ricardo Villalobos, dessen Buddy Max Loderbauer und Blechbläser Markus Stockhausen (ja genau, der Sohn des Krachmachers vorm Herrn) umfassen. Vor allem setzen sie auf Tiefe statt Schöndudelei, freie Kompositionen statt verlooptes Spuren-Verschieben. Selbst wenn daraus – wie uns versprochen wird – nicht unbedingt die Musik entstanden ist, wie sie im »21. Jahrhundert klingen kann und sollte«. Dafür strecken sich die Referenzen für die zehn Titel zu sehr und zu eindeutig über die letzten 20 Jahren, wobei die vergangene Dekade eher übersprungen wird. Der verdubbte Ambient von The Orb, der schwelgende aber auch seichte Jazz von Nils Petter Molvaer, der jazzige Postrock von Tortoise, Nitradas vertrackte Electronica-Träume, der tiefe minimalistische Dub von Pole und Deadbeat. Boozoo Bajou kreieren aus dieser Sozialisierung eine langsame Bootsfahrt durch Schatten und Halblichter, die sachte umspielen aber auch nie wirklich Dynamik aufnehmen oder überraschen können.

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Boozoo Bajou
4
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