Review

Call Super

Depicta/Acephale II

Houndstooth Records • 2014

Es ist vorbei. Endlich. Die 1980er Jahre haben wir nach 30 Jahren verdaut. Das Revival schreitet großen Schrittes weiter in die 1990er Jahre. Weniger Kitsch, mehr Groove, mehr Tiefenschärfe und generell mehr Bums. Nachdem in letzter Zeit bereits Ambient in den verschiedenen Technosparten Einzug gehalten hat, wird jetzt offensichtlich auch das jahrelang gescholtene und für Tod erklärte Kind IDM wieder zärtlich umgarnt. Call Super steht hier auf jeden Fall ganz vorn dabei, wenn es um Geschichtserläuterung geht. Er greift nicht gleich nach dem typische IDM à la Autechre und Bola. Ihre EP, die – Qualitätssicherung muss sein – auf 180 Gramm Vinyl erscheint, ist der komplette Flashback ins Jahr 1992, der Anfangszeit der IDM. Die erste »Artificial Intelligence«-Compilation hat auf Warp gerade ihre ersten Wellen geschlagen. Auf Evolution / Universal Language Productions Ltd. kommen die Alias-Projekte Reload, Global Communication und E621 gerade richtig in Fahrt. Noch immer dominiert ein strikter, dumpfer 4-to-the-floor-Beat. Doch am Horizont gibt es nun echtes Abendrot in Form schwelgender, leicht verstimmter Synthesizerflächen, die in der Hitze des ausgehenden Tages immer ein wenig flackern. »Depicta« und »Acephale II« sind genau diese melancholisch-verträumten Banger der frühen Tage. Über knapp 15 Minuten wird die Vergangenheit minutiös nachgebaut. Sogar die leicht verrauschte Produktion der Hi-Hats haben sie umgesetzt. Für die junge Generation, die das Jahr 1992 noch im Strampler erlebt hat, ist die EP daher ein großartiger Einstieg, um auf die Suche nach den Originalen zu gehen. Davon abgesehen muss man Call Super aber auch einfach blanken Plagiarismus unterstellen.