Review

Hildur Gudnadottir

Saman

Touch • 2014

Stille Einkehr: Nachdem es auf Hildur Gudnadottirs vorletztem Album »Leyfdu Ljósinu« zum Teil zu heftigen Klangmassierungen gekommen war, die die isländische Cellistin bloß mit ihrem Instrument und ihrer Stimme – unter Zuhilfenahme eines Delays – erzeugt hatte, wirkt »Saman« wie ein bewusstes Kontrastprogramm. Statt eines langgedehnten Brockens gibt es diesmal eine Reihe kürzerer Stücke, in denen Gesang und Cello in beinahe roher Form präsentiert werden. Gudnadottir geht es auf »Saman« (»zusammen«) in erster Linie um das Miteinander der beiden Instrumente. Das musikalische Vokabular erscheint deutlich schlichter, volksliedhafter, so als säße jemand in der (einigermaßen nachhallenden) Stube und singe im Familienkreis – selbst wenn auch die eine oder andere Spur bei den Aufnahmen übereinander gelegt wurde und sich in einer Nummer ein Kontrabass hinzugesellt. Doch der Raum wird nie mit Schwingungen vollgestellt, vielmehr schwingt der Raum als solcher mit, gibt den Resonanzen reichlich Gelegenheit, als gestalterisches Element zum Einsatz zu kommen. Mit Ausnahme der isländischen Hymne »Heyr Himnasmidur« stammen sämtliche Stücke von Gudnadottir selbst. So klar und aufgeräumt wie hier klang sie als Solokünstlerin noch nie.

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