Review

Richard Reed Parry

Music For The Heart And Breath

Deutsche Grammophon • 2014

Für gewöhnlich ist Richard Reed Parry, wenn er auf Tour ist, an Orten wie der Berliner Wuhlheide anzutreffen, wo er mit seinen Bandkollegen Horden von Frischlingen im Suhlen schult. Nebst seiner Aktivität als Teenieschwarm bei Arcade Fire, verbringt er seine Zeit aber auch mit etwas, womit wohl die wenigsten gerechnet hätten – Ernsthafter Musik. Auf seinem bislang zweiten Longplayer für die Deutsche Grammophon macht er damit so Ernst, dass er nun längst in die Riege zeitgenössischer Komponisten aufgerückt ist. Zeitlos in Ausdruck und Metrum mag man zunächst meinen unter den Mitwirkenden sei der Teufel los. Das aber auch nur wenn man ausschliesslich in unseren heutigen vermeintlichen Idolen die Allmacht spürt. Was man so oft vergisst, ist, dass ein jeder selbst Inbegriff und Ausdruck der Schöpfung ist. Parry macht aus der allseits verbreiteten Unnot heutiger Tage keine Tugend. Er überkommt sie schlichtweg in dem er sein innerstes, und das seiner Musiker in den Mittelpunkt stellt und ihre Palpitationen als Metronom nutzt. Die Musik lässt er wortwörtlich durch die hier Musizierenden atmen. Das Resultat ist eine in Form und Farbe auf- und losgelöste Morgenlandfahrt, in der man die Grossen des Genres wiederfindet, und ein jeder das vernehmen kann, was wir alle gemeinsam haben. Die bedachtsame und deshalb manchmal etwas schwerfällig wirkende Andächtigkeit von Arvo Pärt. Die Experimentierfreudigkeit und rudimentären Rhythmen eines Louis Hardin. Oder auch die ausdrucksstarke Vielschichtigkeit impressionistischer Pioniere wie Debussy oder Ravel. Sollte den bildenden Künsten im okzidentalen Bildungssystem irgendwann doch einmal wieder die Importanz zu Teil werden, die sie besitzen, dann sollte dieses Album Pflichtprogramm sein.