Review

Mogwai

Come On Die Young

Chemikal Underground • 2014

»Old songs stay ’til the end«, heißt es in »Cody«, dem zweiten Stück dieser Platte, die selbst gealtert ist. 15 Jahre ist es mittlerweile her, dass die 1991 gegründeten schottischen Mogwai auf ihrem zweiten Album zusammenbrachten, was unbedingt zusammengehört: Traurigkeit und dröhnende Gitarren. »Come On Die Young« beginnt mit einer Definition Iggy Pops von Punkrock als »music that takes up the energies and the bodies and the hearts and the souls and the time and the minds of young men who give what they have to it and give everything they have to it« und endet mit der ehrfürchtigen Gewissheit, über fast 70 Minuten der Genese eines Punkrock-Meisterwerks beigewohnt zu haben. Post-Rock nennt sich das zwar, der »Raw Power« der Marke Stooges steht die Musik des Glasgower Quintetts in nichts nach. Viel mehr noch: Sie wird verfeinert, in große Spannungsbögen transformiert und schlussendlich sublimiert. Die Musik der frühen Mogwai, die im Laufe ihrer Karriere die Melancholie gemächlich abschüttelten, durchläuft auf »Come On Die Young« stille Täler und brüllende Höhen. Sie kommt meistens ohne Worte aus und braucht sich nicht zu beeilen, sondern entfaltet selbst im Stillstand eine unheimliche Schönheit. Sie scheint sich mal zu verflüchtigen, in ihr eigenes Innerstes zurückzuziehen, bäumt sich im nächsten Moment mit unvergleichlicher Kraft auf und scheint doch nahezu phlegmatisch. »Come On Die Young« ist eines von zwei oder drei Meisterwerken, die diese so oft kopierte Band geschaffen hat. Es handelt sich aber um den definitiven Zenit, der alle anderen Höhepunkte überragt, wie das umfangreiche Bonusmaterial dieser Neuauflage auf dem Originallabel Chemikal Underground deutlich zeigt: Was bei Mogwai anno 1999 die Demo-Version eines Songs ist, das wäre auch heute noch bei anderen Bands ein perfekt gereifter Song. »Sad songs remind me of friends«, heißt es in »Cody« weiter. Diese traurigen, ohrenbetäubenden Songs sind über die Jahre selbst zu Freunden geworden. Sie werden bis zum Ende bleiben. Vielleicht sogar länger.