Unter den karibischen Inseln ist Guadeloupe die einzige, die ihrer ehemaligen Kolonialmacht Frankreich noch als »Département« zugeordnet ist. Die französische Kultur bestimmt den Alltag vom Croissant und Café au lait bis zum Euro als Währung. Gwo Ka, die Musik der Insel, ist hingegen auf afrikanische Einflüsse zurückzuführen – sie wurde maßgeblich von Sklaven eingeführt. Diese Tradition, die bis heute fortbesteht und einzig auf Guadeloupe verbreitet ist, präsentieren Soul Jazz Records jetzt mit einer Zusammenstellung aktueller Aufnahmen. Alle Songs sind Kompositionen jüngeren Datums. Komplex geschichtete Rhythmen und repetitiver Call-and-response-Gesang treffen darin auf die geschwungene Melodik des französischen Chansons. Die Kombination hat etwas Archaisches – neben Trommeln und Stimmen hört man keine weiteren Instrumente – zugleich wirkt sie durch ihre »europäisch« anmutenden Elemente auf gebrochene Weise vertraut. Hin und wieder hat das den Effekt, dass man sich fast ein paar weitere Instrumente hinzuwünscht, damit sie den eigenwillig exponierten Sängern zur Seite springen. Interessant wäre zudem gewesen, ein paar ältere Einspielungen zum Vergleich dabei zu haben.