Review

Chicago Jim

Chicago Jim

Lobster Theremin • 2014

Was ein Fund! Durch die verstaubten Dachkammern des berühmten Chicagoer Trax-Labels wühlte sich der Brite Jimmy Asquith, um die besten Promos von vor über einem Vierteljahrhundert ausfindig zu machen und auf seinem Label Lobster Theremin auf Schallplatte zu pressen. Zwischen Hausstaubmilben und Spinnenkot stieß er auf unbeschriftete DATs voll von jackenden, slammenden, acid-lastigen House-Tracks der feinsten Sorte. Kosmische Köstlichkeiten mitten im Gerümpel! Frankie Knuckles soll das damals jeden Abend gespielt haben und im New Yorker Warehouse waren sie wohl ebenfalls scharf drauf. Wer dahinter steckt? Larry Heard, vermutet ein obskurer Blogger. Stimmt aber natürlich nicht, es ist Chicago Jim, ein 28jähriger Produzent. Moment, wie bitte? Ja, richtig: Das hier klingt nur nach Oldschool, eigentlich ist es brandneu. Zumindest nicht älter als ein Jahr, denn Chicago Jim veröffentlichte das Album, das nun erstmals auf Vinyl erscheint, 2013 auf Tape. Jetzt darf sich die Analog-Garde über elf auflegbare Killer-Tracks freuen, deren Fixpunkt House in allen seinen Facetten ist, die aber hier und dort auch mit Electro- und Techno-Referenzen um sich sprühen. Eine Entdeckung mit Seltenheitswert, egal aus welcher Zeit sie letztlich stammt. Und immerhin: Aus Chicago stammt das versatile Schlitzohr tatsächlich. Wer weiß, vielleicht wurde er ja während eines Ron Hardy-Sets in der Music Box gezeugt?