Review

Young Fathers

White Men Are Black Men Too

Big Dada • 2015

Die Young Fathers sind das derzeitig wohl interessanteste Gesangs- und Produktions-Trio dies- und jenseits des großen Teiches. Zwischen zu sperrig und bemüht auf der einen Seite, und aufregend, kurios und neuartig im Genremix auf der anderen Seite, gehen die Meinungen weit auseinander. Die Wahrheit ist, dass »White Men Are Black Men Too« das eingängigste, aber gleichzeitig das spannendste und elektrisierendste der vier bisherigen Releases der Kombo ist. Das liegt vor allem am mittlerweile merklich erhöhten Tempo der Songs, die der Platte einen satten Drive geben. Im Fokus aller Songs stehen die unersättlichen Percussions. Oftmals spielen verschiedene von ihnen auf mehreren Ebenen die gleichen Rhythmen und der sehr drumlastige Mix der Platte unterstreicht deren Wichtigkeit. Unterfüttert wird dieses Rhythmus-Gerüst von einer simplen Synthie-Instrumentierung, die eher als lärmende und aufmerksamkeitsfesselnde Geräuschkulisse dienen soll. Das Ergebnis ist ein roher und kratziger Sound. So wie auch der Rest der Platte eigentlich das Gegenteil von Pop ist, und doch ist man als Hörer gleichzeitig wie magisch gefesselt, weil ständig irgendwelche von Pop-Reflexe getriggert werden. Zum Beispiel wiederholen sie Zeilen und ganze Parts wie Mantras in variabler Intensität immer wieder, wodurch sie auf Dauer hängen bleiben. Wie bei den Drums liegen auch hier oft mehrere Stimmen übereinander. Der chorale und oft mehrstimmige Gesang, der sich zwischen James Blake und Howlin Wolf nirgendwo festnageln lässt, wirkt schon fast gospelhaft und hypnotisierend. Die in weiten Teilen flehende und sehnsüchtige Intonation gibt dem Ganzen zusätzlich einen spirituellen Flair. Wer in diesem Kontext leicht zu verstehende Lyrics erwartet, hat nichts begriffen.