Review

Rüdiger Lorenz

Southland

Bureau B • 2015

Die Geschichte klingt vertraut: Apotheker mit großer Leidenschaft für elektronische Musik baut sich in seinem Haus ein Heimstudio mit allerlei Synthesizern zusammen und zeichnet seine privaten Erkundungen auf Band auf. So ähnlich las sich der musikalische Werdegang der Pharmazeutin Ursula Bogner, die Jan Jelinek für sein Label Faitiche entdeckte. Während bei Bogner allerdings als ziemlich gesichert gilt, dass die Musik von Jelinek selbst stammt, gehört Rüdiger Lorenz allem Anschein nach nicht ins Reich der Tarn-Fiktionen, sondern war ein begeisterter Dilettant, der werktags sein Geld mit dem Verkauf von Arznei verdiente. Seine Musik, insgesamt 18 Alben, veröffentlichte er in Kleinstauflagen zunächst auf Schallplatte, später als CD. Jetzt hat Bureau B die Platte »Southland« von 1984 einem breiteren Publikum zugänglich gemacht. Tatsächlich gibt es bei Lorenz einige schöne Entdeckungen zu machen, sein Ansatz liegt etwas quer zu den deutschen New Wave-Spielarten der Achtziger, spielt schon mal mit arabischen Anleihen und genehmigt sich an anderer Stelle ein paar selbstbewusste Albernheiten. In den ersten Nummern jedoch geht die Euphorie mit Lorenz etwas durch, insbesondere die Timing-Unsicherheiten bei den Melodien, die nicht immer sonderlich originell ausfallen, können für Verlegenheit beim Hören sorgen. Gehört dann wohl zum Authentizitätsnachweis, dass Lorenz wirklich Hobbymusiker war.