Review

Sleep

Sleep

Staatsakt • 2015

Als Sleep präsentiert der umtriebige Andreas Spechtl – seines Zeichens Mastermind von Ja, Panik und momentan einer der wichtigsten Texter im deutschsprachigen Pop – sein erstes Soloalbum. Benannt nach seiner Lieblingsbeschäftigung singt Spechtl dabei ausnahmslos auf Englisch und emanzipiert sich (wie auch mit seiner Hauptband) immer weiter von Indierock. Führte »Libertatia« letztes Jahr auf die Tanzfläche, so begleitet »Sleep« uns nach einer durchtanzten Nacht zurück ins Bett. Rhythmen klingen nach, Erinnerungssplitter und Gesprächsfetzen vermischen sich mit ersten Traumsequenzen, bevor man endgültig ins Nichtbewusste driftet. Das vertont Andreas Spechtl in psychedelischen Folksongs, die oft etwas Skizzenhaftes haben und mit Einsprengseln aus Jazz und Dub überraschen. Vor allem sind es aber die Field Recordings, die den Stücken ihre Atmosphäre, ihre zuweilen gespenstische Stimmung geben. Obwohl er ursprünglich ein Instrumental-Album aufnehmen wollte, singt Spechtl nun doch auf fast allen Tracks. Das läuft dem avisierten Schwebezustand zwischen Wachen und Schlafen manchmal zuwider, da dieser doch meist nonverbal erreicht wird. Auch die im Vorfeld kolportieren »Geister der Hauntology«, die aus »Sleep« sprechen sollen, bleiben nur schemenhaft angedeutet. Weder die Derrida’sche Lesart als besessenes Heraufbeschwören der Vergangenheit noch Hauntology als musikalisches Genre, das von Burial bis Oneohtrix Point Never durch Knistern, Rauschen und gespenstische Echos geprägt wurde, sind als Einflüsse deutlich auszumachen. Das mit dem Einschlafen sollte trotzdem ganz gut funktionieren; süße Träume, kleiner Prinz!

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