Review

Stephen O’Malley

Eternelle Idole

Shelter Press • 2015

Es ist wirklich nicht leicht, mit Stephen O’Malley Schritt zu halten, so viele Ausfallschritte macht er wieder und wieder. In einem Moment lässt er gemeinsam mit Greg Anderson als Sunn O)))”https://www.hhv-mag.com/de/glossareintrag/3328/sunn-o Konzertvenues in ganz Europa erbeben, im nächsten haut er auf Demdike Stares Label eine Orchesterkomposition mit Punk-Esprit raus oder befüttert das “Editions Mego-Sublabel Ideologic Organ” mit neuen Absonderlichkeiten. Auf dem französischen Label “Shelter Press debütiert er nun mit… Ja, einem Eiskunstlaufscore. Choreografiert wurde das Stück von einer alten Bekannten O’Malleys: Gisèle Vienne gehört bei O’Malleys Projekt KTL mit Mego-Gründer Peter Rehberg beinahe zum Inventar dazu, ist als Produzentin diverser Platten gelistet und trug Fotos zu Sunn O)))s Überalbum »Monoliths & Dimensions« bei. Von beeindruckenden Fotos wird auch »Eternelle Idole«, so der dem Stücke Viennes entliehene Titel von O’Malleys Platte, begleitet. Estelle Hanania fing das bizarre Spektakel, zu dessen Personal Aliens ebenso gehörten wie Cheerleader und Schoolgirls – in meisterhaften Fotografien ein. Vor so viel Überbau und Gesamtkontext scheint selbst der fast 50minütige, auf zwei LPs verteilte Score O’Malleys zu schrumpfen. Tatsächlich ist »Eternelle Idole« geradezu zaghaft und minimalistisch instrumentiert. Analogsynthesizer steht im Vordergrund, das macht allein der mächtige, 17minütige Auftakt deutlich. Die fast statischen choralen Akkordfolgen lassen eher die Frage aufkommen: Wie lässt es sich dazu auf Eislaufen? Eine Antwort darauf gibt die Platte nicht, schiebt aber dafür an Sunn O))) erinnernde Gitarrenriffs im oberen (nicht unteren) Frequenzbereich ins Klangbild. Die bei O’Malley so maßgebliche Dramatik entsteht an der Reibungsfläche der dissonanten Clavichordklängen Steve Moores und der großartig affektlosen Vocalperformance von Jesse Sykes. Was folgt, ist abgenutztes Sounddesign nach musique concrète-Manier: Rascheln, Klackern, verhuschte Stimmen und bassige Frequenzen. An der Stelle macht sich der Mangel des Visuellen am deutlichsten bemerkbar: Welche Funktion haben die hektischen Soundimpressionen, die langsam von sphärischen Chorälen abgelöst werden? Und warum klatscht das Publikum so frenetisch – wenn das nicht auch nur ein Einspieler ist? »Eternelle Idole« bleibt trotz der fantastischen fotografischen Dokumentation des Stücks, als reiner Soundtrack eine Antwort schuldig und O’Malley ist erneut einen Schritt weiter. Der Rest sind Kopfkinoplattitüden.