Review

Evie Nagy

Devo’s Freedom of Choice

Bloomsbury • 2015

Einen kurzen Moment lang, da waren Devo echte Popstars. Die Band aus Akron, Ohio dürfte selbst ein bisschen überrascht gewesen sein, als sie 1980 mit ihrem dritten Album »Freedom Of Choice« plötzlich ziemlich weit oben in den Charts landete. Und das mit Songs wie »Whip It«, die einerseits radiotauglicher Pop waren, andererseits sowohl von ihren Botschaften als auch von den musikalischen Details her leicht irritierten.

Es sollte der letzte Höhepunkt ihrer Karriere sein, die einige längere Unterbrechungen mit sich brachte aber bis heute andauert, selbst wenn zwei der einstigen Mitstreiter inzwischen tot sind. Der Frontmann Mark Mothersbaugh verdient heute sein Geld mit Musik für Filme, Serien und Reklame. Die Musikjournalistin Evie Nagy hat diesem Album für die Buchreihe »33 1/3« jetzt die Ehre erwiesen und feiert »Freedom of Choice« als Devos »long-awaited weapon of mass mutation«.

Devo gründeten sich in den frühen siebziger Jahren als Reaktion auf die gedrückte Stimmung in ihrer Heimatstadt, deren Reifenindustrie im Niedergang begriffen war, und auf das Kent-State-Massaker vom 4. Mai 1970, bei dem die Nationalgarde während einer Demonstration gegen den Vietnamkrieg vier unbewaffnete Studenten erschoss. Einige von ihnen waren Freunde der Musiker gewesen. Von ihren desillusioniert-kaputten Anfängen hatten sich Devo auf »Freedom of Choice« zwar hörbar entfernt, nicht aber von ihrer kulturkritischen Theorie der De-Evolution, die in der Zivilisation mehr Rück- als Fortschritt sah. Wie Nagy hervorhebt, spielten Devo gern mit Ambivalenzen, sodass man als Publikum nie sicher sein konnte, woran man bei ihnen war. In Songs wie »Freedom of Choice« taten sie jedoch ziemlich unmissverständlich ihr Missfallen an der erstarkenden »consumer ideology« kund: »Use your freedom of choice« heißt es darin insistierend.

Nagy hat für ihr Buch eigene Interviews mit den verbliebenen Devo-Mitgliedern geführt, zitiert ausführlich Interviews von Journalistenkollegen und erzählt detailliert die Entstehungsgeschichte des Albums bis hin zu den aufwändigen Studio-Sessions mit Produzent Robert Margouleff. Die politische Haltung Devos kommt ebenso zur Geltung wie diverse Anekdoten, darunter Mark Mothersbaughs subversive Aktion, bei Treffen mit den Managern ihres Labels Warner schon mal Zucker auf dem Tisch auszukippen, der verdächtig nach Kokain aussah. Vielleicht hätte Nagy ihre Hommage noch stärker essayistisch angehen können, statt vielmehr eine Art Kurzbiographie der Band zu schreiben. Für Fans allemal Pflichtlektüre.