Review

Anthony Child

Electronic Recordings from Maui Jungle Vol. 1

Editions Mego • 2015

Modulare Systeme sind ja eine Sache für sich. Die Beliebtheit dieser eher sperrigen Synthesizer-Anlagen erklärt sich zum Teil aus dem Überdruss an kompakten digitalen Lösungen zum Drüberwischen. Doch warum muss man es sich gleich so schwer machen? Angeblich ist unter den Leuten, die sich so ein elektronisches Regalsystem in die Wohnung stellen, sogar ein gut Teil, der gar keine Musik damit macht, weil die Geräte so kompliziert sind. Anthony Child ist da zum Glück um einiges weiter. Er nutzt seine Modularsynthesizer auf »Electronic Recordings from Maui Jungle Vol. 1« durchaus für Musik, wenngleich in Form von äußerst spartanischen Exerzitien, erkundet ausgiebig und ausdauernd die Schwingungsverhältnisse einzelner Klänge mit dem Mut zur Leere. Manchmal hört man im Hintergrund, dass die Aufnahmen tatsächlich im Dschungel gemacht wurden – wie hat er seine Sachen dort überhaupt hinbekommen? –, doch bleibt Anthony Child stets luftig, ganz auf kleine Verschiebungen bedacht. Das ist weniger immersiv als meditativ, erfordert eine Bereitschaft, sich mit dem Wenigen, das Anthony Child einem zu hören gibt, ernsthaft auseinanderzusetzen. Das gelingt eigentlich ganz gut, wenn man wirklich hinhört. Man sollte bloß keinen Beat wie bei Anthony Childs Hauptprojekt Surgeon erwarten.

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