Review

Tindersticks

The Waiting Room

City Slang • 2016

Es ist schon bemerkenswert: Trotz Besetzungswechsel und allerlei Ablenkungen wie Soundtracks und Kunstprojekten perfektionieren Tindersticks ihren Kammer-Pop mit jedem neuen Album weiter. Seit über 20 Jahren entwickelt sich ihr Sound organisch fort, der schon seit Jahr und Tag eine unglaubliche Eleganz und Stilsicherheit ausstrahlt. Auch bei »The Waiting Room« werden wieder Einflüsse aus Folk, Chanson, Soul und Filmmusik mit viel Fingerspitzengefühl und dem richtigen Gespür für Nuancen verwoben. Wobei weder die stets präsente Melancholie in Verbitterung oder Selbstmitleid umschlägt, noch das vertonte Leid aufgesetzt wirkt. Auch die in manchen Songs beinahe orchestralen Streicher-Arrangements, die dieses Mal von Julian Siegel stammen, wandeln sicher auf dem schmalen Grat zwischen sublimer Opulenz und purem Bombast, so dass sie letztlich immer den Songs dienen anstatt als Fremdkörper hervorzustechen. Von der Coverversion »Follow Me« von Bronislau Kaper (für »Meuterei auf der Bounty«) bis zu den wunderbar einfühlsamen Duetten mit Lhasa de Sela (»Hey Lucinda«), die bereits 2010 verstarb, und Jehnny Beth von Savages (»We Are Dreamers«) beweisen Stuart A. Staples und Mitstreiter, wie taktvoll Traurigkeit vertont werden kann – und klingen dabei in etwa so wie Nick Cave minus dessen biblischen Fatalismus sowie seinem zentnerschweren Pathos.