Review

Cloudland Canyon

An Arabesque

Medical • 2015

Zum Beispiel Claude Debussy: Zwischen 1888 und 1891 sind seine »Deux Arabesque« entstanden, zwei heitere, locker geschwungene Klavierstück. Zum Beispiel Robert Schumann: 1839 ist seine »Arabeske op. 18« entstanden, gewidmet seiner Mäzenin Friederike Serre. Eine lockerleichte Klavierkomposition in C-Dur, geprägt von Rhythmik und Dynamik. Sprechen wir in der Musik von Arabesken, dann sind diese Stücke von Debussy und Schumann die Referenzen. Das ist beschwingte und lebensbejahende Musik, liedhaft und gleichzeitig frei, und nicht ohne Verzierung. In diese Tradition stellt sich nun Kip Uhlhorn mit seinem Projekt Cloudland Canyon Mit der LP »An Arabesque« übersetzt er (mit ein wenig Hilfe von M. Geddes Gengras Lesa Alridge und Jody Stephens von Big Star, oder Pete Kember von Spacemen 3) diese Art von Musikstücke sozusagen ins Heute. Vielleicht auch in die frühen 1980er Jahre. Jedenfalls ein ganzes Stück auf dem Zeitstrahl nach vorne, in eine wirklich coole Zeit. Die Basis der 8 Stücke sind nicht das Klavier, sondern sein Nachfahre der Synthesizer. Das Kip Uhlhorn einst mit dem Attribut »Gitarrist« belegt wurde (u.a. für Panthers und Red Scare) kann man hier beinahe vergessen. Ansonsten haben auch diese Lieder die Leichtigkeit eines Sommers der ersten Liebe, die Dynamik einer Autofahrt mit offenen Verdeck in ein helleres Blau. Es gibt auch kleine Verzierungen. Es wurden verwendet: Klingeling auf »Where’s the Edge«, Zwitscherzwitscher auf »An Arabesque«, Ssssssssiinnnggg auf »Staying Awake«, Drüdeldüm auf »Faulting Fate«, ein Saxophon, etwas, dass an ein Cemballo erinnert, Boing-Bumm-Tschak, Hastenichgesehen. Von dem Sounds höher und höher auftürmenden, an Ash Ra Temple gemahnenden Krautrock der ersten Platten (damals noch als Duo mit Simon Wojan) ist nicht mehr viel übriggeblieben. In Sachen Klangästhetik wird sich bei Cloudland Canyon nun mehr an der Musik der Stunde auf Labels wie Not Not Fun oder 100% Silk orientiert, und eine zeitlose Brücke von Lizzy Mercier Descloux über Trans Am (circa »Sex Change«) bis Tropic Of Cancer geschlagen. Das macht »An Arabesque« auf ziemlich lässige Weise unterhaltsam.