Review

Tiga

No Fantasy Required

Counter Records • 2016

Wer hätte gedacht, dass Tiga Sontag mit »No Fantasy Required« erst sein drittes Soloalbum in zehn Jahren vorgelegt hat? Der kanadische Produzent, der in seiner Musik Clubseriosität mit großer Popgeste und manchmal noch größerem Gespür für Blödsinn so zu kombinieren versteht, dass sich weder Körper noch Intelligenz der Hörer beleidigt fühlen müssen, hat es also wieder getan. Und die Musikgeschichte um ein paar formvollendete Beklopptheiten bereichert. Allen voran die flüssig vor sich hin shufflenden »3 Rules«, angeblich im Schnellverfahren mit Kollege Matthew Dear entstanden. Darin werden Regeln aufgestellt wie „Never dance with your hands up“ – man darf gespannt sein, was für Reaktionen das dann auf der Tanzfläche provozieren wird. An anderer Stelle simuliert er gemeinsam mit Hudson Mowhawke auf Planet E überdrehten Frühneunziger-Armhochreiß-Techno, und für die reduziert melodische House-Nummer »Make Me Fall in Love“ hat Jake Shears von den Scissor Sisters ihm ein paar Zeilen durchs Telefon gesungen. »Bugatti“ schließlich verbindet einen quasi-dadaistischen minimalistischen Text mit Proto-IDM. Nicht zu vergessen die echten Synthiepop-Momente in bester Pet Shop Boys-Tradition wie »Tell Me Your Secret« oder der Titelsong. Das alles fügt sich am Ende zu einem Album, das auch in seiner Gesamtgestalt überzeugt.