Review

Iggy Pop

Post Pop Depression

Caroline • 2016

James Newell Osterberg ist beinahe 69 Jahre alt, und so sieht er auch aus. Dass der Sänger allen optischen Mängeln zum Trotz genug Energie für eine Kollaboration mit 25 Jahre jüngeren Musikern hat, beweist sein 17. Album unter dem Künstlernamen Iggy Pop. »Post Pop Depression« sei sein bestes Album seit »New Values« aus dem Jahr 1979, hieß es schon in der Musikpresse. Dass das nicht zwangsläufig eine große Leistung ist, beweist ein Blick in die Discographie: wer kann einem schon sagen, ob 80er Jahre-Alben wie »Party« oder »Zombie Birdhouse« nicht tatsächlich genauso grauenhaft klingen wie ihre Titel? Auch in den 1990er Jahren war Iggy Pops Output von eher durchwachsener Qualität, zuletzt versuchte er sich an gecroonten Coverversionen von Serge Gainsbourg bis Cole Porter. Da steht ihm »Post Pop Depression« schon besser, produziert von Queens Of The Stone Age’s Josh Homme, mit Bandkollege Dean Fertita am Bass und Matt Helders (Arctic Monkeys) an den Drums. Die neun Songs hier treten in Pärchen auf. »Break into Your Heart« und »Gardenia« sind Pop-Songs im schönsten Queens Of The Stone Age-Stil, harte Gitarren und breitbeinige Stoner-Riffs treffen auf eingängige Melodien. Besser wird es auf dem Album nicht. Der knochentrockene Rock von »American Valhalla« und »In The Lobby« wird schnell öde; ziemlich schräg sind »Vulture« und »German Days«, in dem Iggy »Berlin and Christ« auf »champagne on ice« reimt. »Chocolate Drops« und »Paraguay« beschließen das Album in vager Blueslaune. Herausragend der verschleppte Disco-Groove von »Sunday« mit orchestraler Coda. So gut war Iggy ganz sicher seit Langem nicht, der Song erinnert an die besten Songs auf dem Bowie-produzierten »Lust for Life«. Fazit: drei hervorragende, drei mäßige und drei maue Stücke. Ein klares Unentschieden.