Review

Wild Beasts

Boy King

Domino • 2016

Ist vom besonderen Verdienst der Wild Beasts die Rede, fällt wohl zu erst der Bruch mit maskulinen Rock-Konventionen durch den exaltierten Falsett von Hayden Thorpe. Doch auch der sanfte Bariton von Tom Fleming kann als Gegenentwurf zum erneut um sich greifenden Mackertum im Indierock gedeutet werden. Zugleich balanciert Fleming die Einsätze von Thorpes Kopfstimme aus und hält so auch Zuhörende bei der Stange, für die beispielsweise Antony and the Johnsons auf Dauer zu tirilierend-theatralisch ist. Auf ihrem vierten Album flirtet das Quartett aus dem englischen Kendal mit androgynem Glamrock, ohne allerdings die unterkühlten elektronischen Klangschichten der Vorgänger dafür vollkommen aufzugeben. Dabei gelingt den Bestien mit »Ponytail« auch ein wunderschönes Liebeslied, was für ihre Verhältnisse recht nah an typischen Elektro-Indie heranreicht. Nach dem groovigen »Alpha Female«, den Synth-Synkopen von »Celestial Creatures« und dem Fuzz-Bass in »He The Colossus« endet »Boy King« schließlich mit der obligatorischen Klavierballade (»Dreamliner«). In den knapp 40 Minuten passiert also ziemlich viel und auch wenn sich Wild Beasts nicht neu erfinden, so wissen sie doch noch immer zu überraschen. Relevant bleibt ihre Musik gewordene Verweigerungshaltung gegenüber Machismo natürlich sowieso.