Review

Planetary Assault Systems

Arc Angel

Ostgut Ton • 2016

22 Lichtjahre, das sind ungefähr 5,879e+12 Meilen beziehungsweise 9,461e+12 Kilometer beziehungsweise eine beschissen lange Strecke. Luke Slater hat sie bisher mit Bravour zurück- und im (Erden-)Jahr 2016 schon gleich zwei Mal nachgelegt. Mit »Chronicles I« führte der Brite vor Kurzem auf dem neu gegründeten A-Ton-Label einmal quer durch das Schaffen seines Ambient-Nebenprojekts The 7th Plain und verlegte seine spirituelle Heimat Detroit in die Schwerelosigkeit des Weltraums. »Arc Angel« auf Ostgut Ton nun ist Slaters erstes Planetary Assault Systems-Album seit 2011, flankiert wird es von zwei Singles auf dem eigenen Label Mote-Evolver. Was die Compilation und die floorfreundlichen Maxis nicht leisten konnten, das gelingt »Arc Angel«: Einen Spannungsbogen zu schlagen, anhand dessen sich eine abstrakte Geschichte entspinnt. Das beginnt schon mit dem 21-sekündigen Auftakt »Cassette«, der – wenig überraschend – das Einlegen einer Kassette in den Rekorder geräuschvoll an den Anfang stellt, und nimmt auf dem Weg zu »The Last Scene« viele Abzweigungen in abstrakte Klangskulpturen. Dräuende Drones und flächiger Ambient funktionieren bei Slater eben auch ohne die Macht einer stoischen Kickdrum im Hintergrund. Das allerdings bleibt selbstverständlich auch auf doppelter Albumlänge – über beinahe 100 Minuten erstreckt sich »Arc Angel« – sein Kerngeschäft. Deutlich melodiöser zeigen sich Tracks wie »Sonar Falls«, »Revolution One« oder »Groucho« selbst noch im Tiefenbleepmodus. Das macht das kohärent konzipierte Album selbst aus DJ-Sicht zu einer selbsterfüllenden Prophezeiung: Sphärische Soundeffekte und markige Dancefloor-Bomben liegen rekombinierbar offen vor. Kein Wunder also, dass Slater »Arc Angel« in der digitalen Version als kontinuierlichen DJ-Mix beigibt. Er geht eben nicht nur die sprichwörtliche extra mile, sondern gleich ein paar Lichtjahre weiter. Und ist dem derzeitigen Techno-Geschehen damit mindestens einen Schritt voraus.