Review

Adelbert von Deyen

Sternzeit

Bureau B • 2016

Gottes Zeit ist die allerbeste Zeit. Wusste jedenfalls Johann Sebastian Bach seinerzeit. In den 1970er Jahren stand man hingegen wohl eher unter den jüngeren Eindrücken der ersten bemannten Mondlandung. Der norddeutsche Elektroniker Adelbert von Deyen im Hauptberuf damals Retuscheur bei einer Tageszeitung, mag sein Debütalbum von 1978 aus diesem Grund mit »Sternzeit« betitelt haben. Und spacig ist es allemal geraten. Zeit lässt er sich auch. Sieben Minuten lang bilden sich im ersten Stück zunächst bloß mehr oder minder stehende Akkordnebel und bedächtig kreisende Melodie-Satelliten, dann baut sich ein pulsartiges Signal auf. Grandiose Space Night-Untermalung, vielleicht in der ersten Hälfte ein bisschen zu innig versunken und freundlich-reduziert, um beim Hören die volle Aufmerksamkeit zu verlangen. Eher eine Musik zum Träumen, die in dieser Hinsicht gleichwohl nicht ohne ihre Verdienste ist. Und keinesfalls durchgehend versöhnlich gestimmt. Sogar dissonante Passagen hat Adelbert von Deyen vereinzelt beigesteuert, vor allem im Titelstück fließt der Ton vorübergehend rauer. Kein ganz großer Klassiker aus dem Programm des Sky-Labels, doch dieser Tage weiß man die spartanischeren Produktionsweisen gegenüber allzu barock vollgekleisterten Synthesizerorgien ja durchaus zu schätzen.

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