Review

Father John Misty

Pure Comedy

Bella Union • 2017

Der Pastorensohn Joshua Tillman, der sich das »Father« im Künstlernamen wohl eher ironisch gab, ist spätestens mit »Pure Comedy« selbst zu einem musikalischen Prediger geworden. Auf einem musikalisch nicht sonderlich überraschendem Bett aus bombastischen Folkrock, Soul und Gospel breitet er große Themen aus: Politik, Religion, Weltuntergang. Nachdem Father John Misty auf dem Debüt »Fear Fun« seine Stimme als Songwriter fand und auf »I Love You Honeybear« die romantische Liebe verhandelt wurde, richtet er also nun den Blick auf die Weltzusammenhänge als Ganzes. Anders als beispielsweise Bob Dylan Ende der 1960er Jahre lässt sich Tillman allerdings nicht in eine Propheten-Rolle drängen, sondern wechselt die Erzählperspektiven und ironisiert zugleich alle Sprecherpositionen. Da kann das Titelstück aus einer zynischen Gott-Perspektive erzählt werden und doch finden sich jede Menge aufrichtige, emotionale Momente zwischen Empathie, persönlicher Bestürzung und offenem Groll. Entsprechend epochal und cineastisch klingen die 13 langen Elegien, auch wenn keine »Ausreißer«-Songs wie auf den anderen Alben (das rockige »Hollywood Cemetery Sings«, das elektro-poppige »True Affection«) mehr für musikalische Abwechslung sorgen. Father John Misty hat einfach seinen Sound gefunden und mit diesen opulenten 75 Minuten einen komplexen Brocken menschlicher Empfindungen samt ihrer gesellschaftlichen Auswüchse geschaffen. Mit beißendem Witz und wundervollen Melodien gelingt es dem Dandy (nun auch ohne Rauschebart), seine mutigen, weil letztlich idealistisch-naiven Anschauungen unters Volk zu bringen.