Review

Robert Hood

Paradygm Shift

Dekmantel • 2017

Robert Hood war nicht nur der Blaupausengeber für Minimal Techno, er hat den Aufstieg und Fall des Genres vom MDMA-High bis ins K-Hole auch erfolgreich überlebt. Soweit die guten Nachrichten. Die schlechten allerdings lauten, dass Hood darüber die eigene Formel kaum verändert hat und sich über die Jahre nur graduelle Verschiebungen erlaubt hat. Klar, das gehört zum Konzept dazu. Es heißt nur leider eben, dass der Detroit-Onkel höchstens vereinzelt neue Höhen erklimmen kann, obwohl er mit seiner letzten LP »Motor: Nighttime World 3« den Versuch einer Umorientierung unternahm. Derweil er zuletzt unter seinem Disco-Neigungsprojekt Floorplan – seit neuestem gemeinsam mit Tochter Lyric – alles abräumte, fielen die vereinzelten Solo-EPs des Maestros verhältnismäßig understated aus: Auf der einen Seite Hands Up, anderswo reduzierte Funktionsarbeit – das reibt sich. Dass Reibung jedoch durchaus viel Energie freisetzen kann, zeigt sich nun auf dem Dekmantel-Debüt »Paradygm Shift«. Die paradigmatische Verschiebung ist kein voller Wechsel, sondern denkt vielmehr den euphorischen Funk Floorplans intensiver mit den Hoodschen Groove-Qualitäten zusammen. Soll heißen, dass wie bereits auf den gleichnamigen Vorabsingles das Melodische zwar in den Hintergrund rückt und die stetige Kick umso fordernder bollert. Hood ist dann am stärksten, wenn er vor lauter Begeisterung innerhalb seiner gesteckten Parameter freidreht und genau das gelingt ihm an einigen Stellen: Das zirkuläre Schaltkreisfiepsen auf »Pneuma«, die hinter dem Groove taumelnde Sequenz von »I Am« oder die rhythmischen Verschiebungen der Albumversion von »Lockers« verfrachten die sonderbare Hood-Magie der Anfangstage wieder in die Techno-Gegenwart des Jahres 2017, ohne allerdings auf deren latenten Dystopiefimmel hereinzufallen. »Paradygm Shift« bedeutet damit zwar keine Rückkehr zur Form, immerhin aber ein Update alter Formeln. Das ist schon mehr, als vom Minimal-Don zu erwarten gewesen wäre.