Review

Tito Wun

Tito’s Edits

ava. • 2017

Man muss sich das Heimstudio von Tito Wun aka Twit One einfach vorstellen wie eine Art Strandbar am Rhein. Denn wie, wenn nicht mit den Füßen im Sand und einem kalten Getränk neben der MPC, baut der Kölner Producer so durch und durch Hitzetaugliche Tracks. Dass er sommerliche Vibrationen kann, zeigt sich auf vielen von Twits entspannten Kopfnicker-Beats und Titos warmem House. Und sie fließt definitiv auch durch »Tito’s Edits«, das nach einigen Kollabo-EPs und 12inches so ziemlich das erste längere Solo-Release des Dancefloor-Pseudonyms ist. Fünf Hits lang wird nicht nur eine Positivität versprüht, die ihres gleichen fast nur in belastendem Kontor Hotelpool-House sucht – Tito Wun rettet auch nebenher die Ehre des Edits insgesamt. Edits mögen schon länger ein kontroverses Thema gewesen sein, allerdings erinnern jedes Wochenende Floorfiller von Larry Levan, Theo Parrish oder Jamie 3:26, dass selbst simples Geloope eine Kunst ist. Das »Edit« im Namen vieler neuer Platten dagegen ist meist ein Euphemismus für Bootleg. Dass Tito Wun dagegen seine detailreichen Klangteppiche zu »Edits« degradiert, ist fast schon zu bescheiden. Kopfnicker-Knüller wie »1023 Sunset Blvd« oder »Nogoodnik« lassen klassische Twit-Vibes durchscheinen, während Nummern wie »Iguacu Hash« oder »5am« mehr in Richtung DJ-Kompatibilität gehen, ohne langweilig zu werden. Und wer von »NeEdit« keinen Ohrwurm bis zum nächsten Sommergewitter bekommt, hat auch noch nie in einer Hängematte geschlafen.