Review

Toro y Moi

Boo Boo

Carpark • 2017

Damals, 2009/10, waren es wilde Zeiten: Der FC Schalke spielte um die Meisterschaft mit, man schrieb »eins« und nicht »1« und ein Trend namens Chillwave verdrehte von Los Angeles bis Wladiwostok Twentysomethings den Kopf. Neben Washed Out, dessen »Feel It All Around« zur Hymne des neuen Genres wurde, war vor allen Dingen Chaz Bundick aka Toro y Moi handelnder Acteur. Diese Mischung aus housigen Wave-Beats gepaart mit einigem Delay und viel Reverb, das alles im moderaten Tempo, brachte ehemalige Indiekids zur elektronischen Musik und paar House-Headz durchkramten ihre Plattensammlung nach Popmusik. Der Trend flachte ab, wurde vom verschrobenen Vaporwave-Hype verdrängt und pluckerte im Hintergrund; bis zu diesem Jahr. Washed Out veröffentlicht mittlerweile auf Stones Throw und Toro y Moi hat auch neues Material am Start. Nachdem Chaz Budnick schon auf dem Daphni-House-Label Jiaolong als Les Sins bewies, dass er vielseitiger ist als bloß im Micro-Genre-Universum abzuhängen, zeigt er nun eine weitere Facette des Schaffens. »Boo Boo« widmet sich dem Feld von R’n’B und Hip Hop und beleuchtet da alle Ecken der letzten Jahre. Von poppigem R’n’B a la The Weekend oder Cloud-Rap-Einlagen findet man hier alles Hippe der letzten Jahre vor. Toro y Moi zeigt hier, was die wirkliche Konstante in seinem Ouevre ist: die Kunst des Songwritings. Wahnsinnig spielerisch nähert er sich allen Positionen und spielt gleichzeitig recht formalistisch den Katalog runter. Gerade die Ungeübtheit, das Naive macht die Songs zuverlässig zu kleinen Hits.