Review

Kelela

Take Me Apart

Warp • 2017

Da ist es. Spätestens seit ihrer ersten EP »Hallucinogen« von vor zwei Jahren waren die mit dem Namen Kelela verknüpften Erwartungen ziemlich hoch. Jetzt fährt die Sängerin aus Los Angeles mit »Take Me Apart« die Ernte ein. Ihr Debütalbum kann sich schon mal für den Titel Pop-Album des Jahres warmlaufen. Wobei unter Pop in dem Fall R&B zu verstehen ist – klassisch und cutting edge zugleich. Der Themen wie dem Kreislauf von Liebe, Sex und Schmerz mit gedeckelten Affekten Ausdruck verleiht – allzu kräftig auf die Knöpfe zu drücken, ist eher nicht so ihr Ding. Dafür ist Kelelas Stimme mit ihrer dezenten Heiserkeit viel zu klug kontrolliert. In den Songs setzt sie die restlichen Mittel entsprechend diskret ein, selbst dort, wo die Beats sich weit aus der Übersichtlichkeit heraus ins Polyrhythmische wagen. Vordergründig? Ist nicht. Für den Zweck hat Kelela ein Produzententeam um sich geschart, mit Namen von Arca über Mocky bis Jam City, die ihre fragilen Melodien und Texte mal kühl-futuristisch, mal artifiziell-hymnisch gestalten, stets mit komplexen Produktionen versehen, die fernab leichter Formeln die Geschichte des R&B fortschreiben. Die Ergebnisse der einzelnen Sitzungen hat Kelela dabei noch einmal in ihrem Sinne umgearbeitet. Dass sich am Ende keiner der Beteiligten offensiv in den Vordergrund spielt, macht diese Platte auf so unaufdringliche Art umwerfend. Intelligenter Pop ohne ausgestellte Schlaumeierei – so soll es sein.