Review

Lee Gamble

Mnestic Pressures

Hyperdub • 2017

Die Rache der Erinnerung. Irgendetwas lastet auf dem Gedächtnis. »Mnestic Pressure« dazu zu sagen, klingt allerdings wesentlich besser. Und führt beim Briten Lee Gamble gleich noch zu einem neuen Ansatz, in seiner Musik über die Welt nachzudenken. Nicht mehr verwaschene Erinnerungen an die goldenen Rave-Tage von früher wie in seinen famosen »Diversions 1994-1996« von vor fünf Jahren, stattdessen fein säuberlich geordnetes Chaos. Hyperreal flirrt es hier, mit Beats, die als punktuelle Irritation der Datenströme in den Informationsdauerfluss hineinstrudeln, kristallinen Basstupfern, die tief am Grund des Ganzen die sedimentierten Reste von Informationsmüll aufwirbeln. Unruhe strömt überall, irritierte Strukturen, die keinen rechten Ausweg wissen aus dem, was ihnen da Angst macht, plingeln aufgeschreckt an der Oberfläche. Ein bisschen von dem alten Ambient-Ansatz gibt es bei Lee Gamble nach wie vor. Mit dem Labelwechsel von PAN zu Hyperdub muss er ja auch nicht seine Identität gleich mit austauschen. Doch gibt es jetzt unüberhörbar eine Neigung zur abstrahierten Bassmusik, die bisher allenfalls latent vorhanden war. Symptome? Vielleicht. In diesem Fall sind sie aber definitiv eine gute Sache.