Review

Curtis Harding

Face Your Fear

Anti- • 2012

Was macht eigentlich Danger Mouse Im Februar holte sich Brian Burton seinen sechsten Grammy für die Arbeit an Adeles »25«, auch am Bombast des aktuellen Werkes von Portugal The Man, »Woodstock«, hatte er seinen Anteil. Es scheint aber, dass der einstmals gefragteste Produzent der Popwelt anno 2017 zunehmend auf seine Work-Life-Balance achtet. Bestes Beispiel: das zweite Album von Soulsänger [Curtis Harding](https://www.hhv-mag.com/de/glossareintrag/5434/curtis-harding,) während dessen Produktion er vor allem die Rolle des väterlichen Aufsehers einnahm. Burton produzierte den Opener »Wednesday Morning Atonement«, den Rest überließ er nonchalant Sam Cohen, der sonst bleiche Indie-Typen wie Kevin Morby hinter den Reglern betreut. Curtis Harding, der von seiner Schwester einst in die Hip Hop-Szene von Atlanta, Georgia eingeführt wurde, veröffentlichte sein Debüt »Soul Power« beim coolen Kassetten-Label Burger Records, vermarktet als Neo-Soul, »straight outta the garage«. »Face Your Fear« beschreitet diesen Weg konsequent weiter und provoziert ein lustiges Ratespiel: Wo hat man das schon mal gehört? Die Breaks in »Need Your Love« erinnern natürlich an James Brown, die Psych-Orgel kennt man von den Black Keys und das laszive weibliche Gewisper auf »Welcome To My World« weckt Erinnerungen an Leon Haywoods »I Want A Do Something Freaky To You«. Macht aber alles nix, denn Curtis Harding ist ein grandioser Sänger, der seinem Namensvetter Mayfield alle Ehre macht. Allein diese Stimme und die Produktion machen »Face Your Fear« zum Retro-Album des Jahres.