Review

Calexico

The Thread That Keeps Us

City Slang • 2018

Für die Aufnahmen ihres neunten Albums sind Calexico aus Tucson, Arizona extra nach Kalifornien umgesiedelt – und das hört man auch gleich im ersten Song »End Of The World With You«, der den sanften Indie-Pop von z.B. Angus & Julia Stone aufnimmt. Aber auch inhaltlich haben zumindest die Waldbrände an der US-amerikanischen Westküste tiefen Eindruck hinterlassen, denn Joey Burns singt (widerborstig wie nur selten in letzter Zeit) über Naturkatastrophen, verlassene Häuser, von Ascheregen auf verbranntes Land, von Entwurzelung und Zerstörung. Damit gibt die Band allerdings nicht ihre musikalische Herkunft auf. Ganz im Gegenteil sind die bekannten Trademark-Sounds von Americana mit Lagerfeuergitarren über Mariachi-Bläser und kleine Walzer bis zum balladesken Blues-Shuffle und dem obligatorischen Lied auf Spanisch (»Flores Y Tamales«) auch auf »The Thread That Keeps Us« alle enthalten. Aber eben nicht nur, denn das neue Werk ist rauer, vielfältiger und nicht so konsensorientiert wie noch die letzten Alben. Mit kratzigeren Gitarren, Exkursen in Reggae (»Under The Wheels«) und Sprechgesang (»Another Space«) sowie mit der bedrückenden Atmosphäre zwischen Wut, Furcht und Untergang, die stets im Hintergrund mitschwingt, wird auch »The Thread That Keeps Us« letztlich zu einem lohnenswerten Album, gerade weil die Neukombination von doch recht vertrauten Zutaten sogar noch etwas überraschen kann – und das ist für ein neuntes Album allemal beachtlich.