Der erste Eindruck zählt. Wenn sich Aaron Frazer vorstellt, schmiert er sich Pomade ins Haar, legt eine Motown-Platte aus den Sechzigern auf und tiriliert in einem Falsett, bei dem sich jeder Jüngling vor Ehrfurcht in die Hose schifft. Mit »Introduction«, seinem Solodebüt, lässt er nicht nur eine, sondern einen ganzen Stapel an Visitenkarten liegen. Zufällig, könnte man meinen. Dabei ist der Mann mit der Schmalzlocke kein dahergelaufener Pseudo-Elvis, der sich versehentlich in den Schritt greift. Aaron Frazer ist eher der Typ, mit dem man nach fünf Milchshakes im Diner den Swag aus Cowboystiefeln presst. Aufgewachsen in Bloomington, Indiana, drückt ihm seine Mutter mit neun Jahren zwei Drumsticks in die Hände. Zu Hause drehen sich Platten von Jackson Five und Carole King. Mit zehn verliert er seine Unschuld – als für ihn das erste Mal Jay-Z aus dem Radio klackert. »Als ich Hip-Hop hörte, hat das meinen Kopf total erleuchtet«, sagt Frazer im Gespräch mit Liv Toerkell. Am College gründet er mit Freunden die Soul-Band Durand Jones & The Indications Seitdem sitzt er hinterm Schlagzeug und hat irgendwann von Black Keys-Scheiben gelernt, wie man so klingt, als käme man aus dem Nashville der Sixties und nicht aus Brooklyn Nine-Nine. Passt also, dass Frazer für sein Solodebüt in die Country Music City reiste, um im Easy Eye Studio aufzunehmen. »So gut am Schlagzeug zu sein und gleichzeitig so zu singen, das hat mich voll gepackt«, sagt Dan Auerbach. Der Frontman der Black Keys muss es wissen. Immerhin hat er mit Frazer zusammengearbeitet und ihn angeleitet, nicht nur den eigenen Soul-Einflüssen, sondern auch der Liebe zum Gospel und Hip-Hop genügend Platz auf der Scheibe einzuräumen. Und das merkt man: »Introducing« hört sich so an, als hätte man auf Discogs ein unentdecktes Stax-Talent der späten 60s ausgegraben, frisch aufpoliert und mit dem Wissen um die Musikgeschichte des 20. Jahrhunderts in die Gegenwart gebeamt – mit dem Unterschied, dass Aaron Frazer seine eigenen Beats mitbringt. Welche Platten ihn sonst noch geformt, gebessert und gebildet haben, hat er uns exklusiv verraten.



