Als Obsession werden gemeinhin eine zugespitzte Leidenschaft und im engeren – das heißt: medizinischen oder psychologischen – Sinne Zwangsvorstellungen oder Zwangshandlungen bezeichnet. Klingt nicht gerade angenehm und ist es wohl auch nicht. Im musikalischen Bereich aber freuen wir uns immer wieder über besessene Beatbastler. Dem Namen nach verspricht das frisch gegründete Imprint von DIVA, der sich erst vor Kurzem als Matt Didemus, der einen Hälfte der kanadischen Synthpopper Junior Boys entpuppte, genau das: Eine Heimat für hoffnungslos vernarrte Dancefloor-Nerds zu schaffen. DIVA macht auch den Anfang und präsentiert mit »Judas« den ersten Track seit seiner begeistert rezipierten, auf New Kanada veröffentlichten »Paris Stabbing EP«. Zappeliger House, in dem die Ekstase der frühen Acid House-Tage ebenso durch die Chords flattert wie die abgeklärte Souveränität eines Robert Hood. Es folgt der Montrealer Frischling Iron Galaxy, der einen Track beiträgt, den er als Teil des Duos Sexlife produziert hat. »Climate« ist ein solides, aber eigenwilliges Tool, das sich trotz forschem Four-To-The-Floor-Groove kaum anbiedert. Richtig spannend wird es auf der B-Seite: Primitive World lässt es auf »Of Vapour & Light« gehörig rumoren und verblendet gekonnt Sounds und Stile ineinander während der Hamburger Yør mit 303-Gequengel, statischen Streichern und wackeliger Percussion echten Irrsinn entfesselt. Es sind vor allem diese beiden Tracks, die »Obsession Recordings 001« zu einem gleichermaßen starken Auftakt wie selbstbewussten Statement machen, sprechen sie doch deutlich die Sprache von zwei Besessenen, die mehr wollen als nur den nächsten Peaktime-Banger abzuliefern.

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