Review

Various Artists

Soul Cal – Funky Disco & Modern Soul 1971-1982

Now-Again Records • 2012

Soul Cal ist eine Veröffentlichung wie eine Kriminalgeschichte samt dem dazugehörigen Soundtrack. In den Linernotes in Buchformat wird die gewissermaßen detektivistische Arbeit von Crate Diggern wie Peanut Butter Wolf, Madlib oder eben dem hier im Mittelpunkt stehenden Eothen »Egon« Alapatt beschrieben, an die raresten Funk- und Soul-Nummern längst vergessener Tage zu gelangen. Das dahinterstehende Checkertum, dies wird schnell klar, dient weniger des eigenen Destinktionsgewinns als vielmehr als Ansporn, seltenen Songs hinterher zu spionieren. Wie man diesen von einer schlechten Kopie über Plattenfirmen und Musikern bis hin zu den Rechten und den Master-Bändern auf der Spur bleibt, wird hier gleich 15 mal eindrucksvoll vorgeführt. Den (ehemaligen) Künstlern wird sehr viel Dankbarkeit und Integrität gegenüber gebracht, da diese oftmals entscheidend mithalfen, aber mit Soul Cal selbst nicht selten das erste Mal etwas an ihrer Musik verdienen können. Neben der Geschichte jedes einzelnen Songs wird somit eine weitere – die Geschichte seiner Wiederentdeckung, die Umstände seiner Entstehung – erzählt und Rechnung getragen. Die Qualität der einzelnen Stücke lässt dabei keine Zweifel aufkommen, ob und dass sich der Aufwand der Suche gelohnt hat. Vielmehr kommt die Frage auf, warum solche Lieder vor der Erfolglosigkeit und Vergessenheit bewahrt werden müssen anstatt in aller Munde zu sein. Gerade in der Übergangszeit von Soul in Disco sind scheinbar echte Perlen auf Kleinstlabels oder im Eigenvertrieb erschienen, die damals zu Unrecht nur wenig Beachtung erhielten. In den kurzen Kapiteln zu jedem Song werden die musikalischen Einflüsse, die Umstände und Hintergründe der Aufnahmen sowie allerlei Anekdoten rund um die Bands erzählt: Wer traf wann Bootsy Collins? War James Brown oder Sly Stone das größere Idol? Wie erging es verschiedenen Musikern nach der Auflösung ihrer Bands? Neben der Spannung dieser Spurensuche, lehrreichen Einsichten ins Musikgeschäft (z.B. erfährt man, dass Distributionslabels keine Subunternehmen eines Mutterlabels sind) und natürlich den 15 außerordentlichen Songs kommt letztlich auch noch eine Spur Trauer und Wehmut. Denn während man noch an der Zusammenstellung arbeitete, verstarb mit Cliford Nyren einer der Interpreten, dem die Veröffentlichung nun gewidmet ist. Aus der 1 auf dem Buchrücken könnte man optimistisch schließen, dass die Funk-Detektive bereits weiteren Songs auf den Spuren sind und eine zweite solche Zusammenstellung nur eine Frage der Zeit ist. Zu hoffen wäre es!