Die Sharks sahen 2018 ihren Fellen beim Davonschwimmen zu. Kaum ein heiliger Gral, der nicht von den Indiana Jones’s der Reissue-Industrie mit einem Peitschenschlag aus zusammenbrechenden Katakomben gefischt, rundpoliert und für alle sichtbar ausgestellt wurde. Christy Essien, das Mkwaju Ensemble oder das Peter Brötzmann Octet und das Ströer Duo: Die Discogs-Mediane konnten in den vergangenen Monaten leise seufzend in sich zusammenfallen.
Das hat seine negativen Seiten. Denn war die Idee nicht einst, das Neue mit offenen Armen zu empfangen, anstatt uns alte Lasten aufzuschultern? Positive Nebenwirkungen waren allerdings genauso zu vermerken: Midori Takada, Lena Platonos, Alanis Obomsawin, Beverly Glenn-Copeland und K. Leimer beispielsweise werden zwar viel zu spät, dafür jedoch ausgiebig gewürdigt. Nachträgliche Gerechtigkeit? Vielleicht, aber nicht allen wird diese zuteil – weil es nicht mehr möglich ist. Jóhann Jóhannsson verstarb Anfang des Jahres, Ursula LeGuin wenige Monate später. Alice und John Coltrane, die Elecktroids (alias James Stinson), Suba (Mitar Subotic) oder natürlich J Dilla werden nicht erleben, wie neue Generationen ihre alten Platten in Zukunft als Inspirationsquellen vor sich hertragen.
Vor allem können die Nerds von heute durch die Alben – die empfehlenswertesten Zusammenstellungen aus Archivbeständen findet ihr erneut bei den Compilations des Jahres – von gestern mehr lernen, als es einie handelsübliche humanistische Bildung vermittelt. Ob indigene Motive (Obomsawin, Luis Perez, Umeko Ando) oder wichtige missing links aus der Musikgeschichte (Giles, Giles & Fripp, Christoph de Babalon, Robert Görl) und vor allem kulturelle Eigenheiten aus anderen Ecken dieser Erde (nach zuletzt West- und Südafrika war das in diesem Jahr vor allem Südostasien, genauer Japan) lassen sich mitnehmen und, wer weiß, vielleicht sogar neue Schlüsse über eine globalisierte Welt zu. Bleibt nur wie jedes Jahr zu mahnen: Nehmt es bloß nicht für selbstverständlich hin.
Die Top 50 Reissues findest du auch [bei uns im Webshop](https://www.hhv.de/shop/de/jahresrueckblick-2018-top-50-reissues-editor-s-choice/i:D2S12SP11439.)
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Gleich zweimal hat es C.Memi 2018 in die Wiederverwurstungmaschinerie geschafft, absolut unverzichtbar hierbei insbesondere die erste EP der Japanerin aus dem Jahr 1983. Weightlesser Drummachine-Pop, gimmicky Chanson-Schunkelei, eine Transzendenzballade und ein Kinderlied für Frankenstein – wenn die Japaner es richtig machen, dann aber richtig. FA

























Lustige Entdeckungen: »Frame Loop« enthält Aufnahmen, die Peter Zummo gemeinsam mit Arthur Russel 1984 jeweils in einem Take aufgenommen haben. Offengestanden, sieht man von dem nicht einmal einminütigen Zwischenspiel »Song I: Extract« ab, ist eigentlich nur ein Stück, »Song II« darauf zu finden, in verschiedenen Varianten und Launen vorgetragen. Das klingt dann so zwischen avanciertem Jazz und kindlich-naivem Mit-Posaune-und-Bratsche-um-den-Weihnachtsbaum-laufen. Passt dann auch zu jetzigen Jahreszeit. SH







1983, Mainz, Proberaumdaddelei, vermutlich davor nach Düsseldorf zum Pyrolator-Konzert gefahren und einfach mal aufgenommen. Wer Sueño Sueño wirklich waren, weiß niemand so genau, da sie aber mit ihrem nun über Mind Records wiederveröffentlichten Tape »Add Mosphere« exakt klingen wie der zweite Teil von JD Twitchs »Kreaturen Der Nacht«-Sampler, dürfte die verspätete Kanonisierung nur eine Frage der Zeit sein. FA







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