Review

Various Artists

Basement Traxx Vol. 2

Shift LTD • 2015

»Schmerz und Dreck. Und Harmonie«, antwortete DJ Koze letztens in einem Interview auf die Frage, was das eigentlich sei: Soul. »Der herzöffnenden Harmoniefolge steht immer eine raue, melancholische Seite gegenüber«, erklärte der redefreudige everybody’s darling weiter und liefert damit eine Definition von Soul, die sich genauso auf Deep House anwenden lässt. Die auf dem italienischen Label Shift LTD erschienene Compilation »Basement Traxx Vol. 2« trägt bereits eine Ahnung von Dreck im Titel, Harmonien gibt es auf ihr reichlich zu hören und vielleicht sind diese wirklich der Ausdruck eines großen, schwer zu bestimmenden Schmerzes. Eröffnet werden die vier Tracks der schlicht aufgemachten 12“ von den beiden Labelmitbetreibern DNArt, deren Track »Rubbers« im »Bassmental Mix« daherkommt – eine Anspielung auf das gleichnamige Projekt von der (nicht gut gealterten) Deep House-Koryphäe Kerri Chandler. Ein entspanntes Stück, der mit Analog-Patina, warmen Chords, treibender Bassline und einer Prise Melancholie zum Auftakt das richtige Quäntchen Soul mitbringt. Der Russe Petr Serkin lässt es da schon eher knallen und beginnt mit einem jackenden Beat, der sich aber schnell unter ätherischen Melodien und kratzigem Knistern in rhythmisches Hintergrundrauschen verwandelt. Großartig! Labelgründer Gianluca Marcelli nimmt den etwas raueren Ton auf und peilt mit seinem teilweise etwas unschlüssig arrangierten »Grab It« Clubhöhepunkte an, die von Penny-Arcade-Sounds kontrapunktiert werden. Ein Hang zur Verspieltheit, der im Abschlusstrack von Lady Blacktronica weitergeführt wird. Der entspannte Viervierteltakt wird bei ihr zur Petrischale für rhythmische Experimente aller Art: Synkopisches Geklapper, genreungewöhnliche Stakkato-Chords und knappe Vocal-Samples lassen eine alte Formel mit neuem Ergebnis ausgehen. Der schöne Abschluss einer feinsinnig kuratierten 12“, die Dreck, Harmonie und ein bisschen Schmerz vereint.