Random Axe – Von Brownsville nach Detroit

27.08.2011
Foto:Duck Down Records
Wenn Black Milk und Guilty Simpson mit Sean Price auf einem Album zusammen kommen, ist es Zeit für ein Gespräch. Der Rappart von Random Axe steht Rede und Antwort zum gemeinsamen Projekt, Rap aus Detroit und dem Konsum von Absinth.

Duck Down fährt dieses Jahr schwere Geschütze auf. Neben dem geschichtsträchtigen Gespann aus Pete Rock und Smif N Wessun auf Monumental erfuhr mit Random Axe die zweite, nicht minder ambitionierte Kollaboration ihre Verwirklichung. Für das Projekt vereinigten sich J Dillas Schützling Black Milk und Detroiter Rapper Guilty Simpson mit Brooklyns Street Legende Sean Price. Das Joint Venture ist seit drei Jahren angekündigt, was die Erwartungen an das Projekt nicht gerade minderte. Black Milk und Guilty Simpson kamen im Dilla’schen Dunstkreis schon vor einiger Zeit für Headbanger wie Sound The Alarm zusammen. Bis an die Ostküste scheinen die Schallwellen aus der Karosseriemetropole allerdings nicht zu schlagen, jedenfalls hatte Sean Price, als er für ein Feature für Guiltys Ode To The Ghetto angefragt wurde, noch nie etwas von dem Stones Thrower Schwergewicht gehört. Eine glückliche Fügung, denn die Chemie zwischen den zwei Ruffnecks stimmte scheinbar. Ein zu Scherzen aufgelegter Sean Price und sein ruhigerer Counterpart erzählen uns in trauter Harmonie unter anderem von der Arbeit an Random Axe, ihren All Time Wunschfeatures und schlechten Erfahrungen mit Absinth.

Das ganze Random Axe Projekt kam durch Hex Murda zustande, Black Milk’s Manager. Ich habe gehört, er durfte irgendwann nicht mehr ins Studio kommen, weil er Sean von der Arbeit abgehalten hat?
Sean Price: Als ich das erste Mal nach Detroit kam, war Guilty in Los Angeles und hat an Ode To The Ghetto gearbeitet. Also waren nur ich, Black und Hex im Studio. Hex und ich habe eineinhalb Tage damit verbracht, alte Geschichten aus dem Knast auszutauschen (lacht). Er ist mein Bruder, ich liebe ihn! Random Axe ist zwar unser Album, aber es ist definitiv auch sein Projekt.
Guilty Simpson: Er war der Big Boss des ganze Projekts! Er hatte die Idee und gab den Plan vor. Er hat alles organisiert.

Eigentlich begann die ganze Sache ja mit dem Track Run von Ode To The Ghetto.
Sean Price: Jemand aus dem Guilty Camp kam zu mir wegen der Kooperation für den Track, aber ich hatte zu der Zeit noch keine Ahnung, wer Guilty ist. Dann habe ich mir seine Musik angehört und dachte mir: »Fuck the song!« Lass uns ein ganzes Album machen! Run war von Black Milk produziert und es war so dope, dass wir drei weiter zusammenarbeiten wollten.

Ich habe auf jeden Fall Slum Village gehört. Ich war nie einer dieser J Dilla Dudes, aber ich wurde mit der Zeit ein Fan.«

Sean Price
Sean, hast du vorher überhaupt Rap aus Detroit gehört?
Sean Price:* Ich habe auf jeden Fall Slum Village gehört. Ich war nie einer dieser J Dilla Dudes, aber ich wurde mit der Zeit ein Fan. Außerdem kannte ich Trick Trick aus den Videos, aber ich war nie so drin in dem ganzen Detroit Rap. Das Radio in New York ist so furchtbar, dass ich froh war, über das Internet an andere Sachen ran zu kommen. Und ich kannte Royce Da 5’9” vorher. Als ich an meinem Demo gearbeitet habe, noch vor Monkey Bars, durfte ich sein Studio benutzen. Big Up an Royce! In New York nennt man gutes Weed übrigens zur Zeit »Royce Da 5’9”«! Jemand kam zu mir (verstellt seine Stimme nasal): »Yo, Son, I got the Royce Da 5’9”!«, ich schwöre bei Gott (Guilty lacht)! Ich dachte, die wollten nur witzig sein, aber ich kenne fünf andere Leute, die das so sagen! »Royce Da 5’9”« bedeutet »Sour Diesel« hier! (Royce da 5’9” erwähnt die Grassorte »Sour Diesel« in dem Track I’m On Everything mit Eminem, Anm. d. Red.)

Wer hat die Beats ausgesucht? Habt ihr das Black überlassen?
Sean Price: Wir haben alles zusammen ausgewählt. Zum größten Teil fanden wir das, was Black uns vorgespielt hat, dope. Wenn wir etwas nicht mochten, haben wir das offen gesagt. Aber wir waren mit fast allen Sachen mehr als einverstanden!
Guilty Simpson: Eigentlich bereue ich bei einigen Tracks inzwischen, dass wir sie nicht genommen haben. Aber so ist das mit Black Milk. Es ist schwierig, seine Beats auszuwählen, er ist einfach zu gut.

Sean, du hast schon eine Menge Features gemacht. Mit wem würdet ihr in der Zukunft gerne zusammen arbeiten? Guilty, du nennst immer Kool G Rap als dein Wunschfeature.
Guilty Simpson: Ja, auf jeden Fall! Kool G Rap ist mein absolutes Traumfeature. Er ist derjenige, der mich dazu brachte, weiter rappen zu wollen! Und da wir gerade eine Ode auf 90er Rap halten, ich hätte nichts dagegen, mit Mobb Deep ein Feature zu machen. Prodigy hat eine großartige Stimme und mit Havocs Produktion hätte das einen Old School Flavor im Mobb-Deep-Style.
Sean Price: MF Doom! Ich rede zur Zeit mit jemandem, um MF Doom auf einer Platte mit mir zu bekommen! Und ich mag Bilal! Ich bin kein Typ, der jemanden auf seinem Album haben muss, der singt, aber wenn, dann wäre es definitiv Bilal! Prodigy ist übrigens auf meinem neuen Album, Mic Tyson. Haltet die Augen offen!

»So ist das mit Black Milk. Es ist schwierig, seine Beats auszuwählen, er ist einfach zu gut.«

Black Milk
Ihr hattet beide lange gebraucht, bis ihr eure ersten Soloalben veröffentlicht habt. Gab es noch andere Gemeinsamkeiten, die ihr bei der Zusammenarbeit entdeckt habt?
Guilty Simpson: Ich denke, wir haben beide einen Sinn für Humor und wir sind beide aus der Hood. Wenn ich in Brownsville leben würde, wäre Ruck definitiv eine Person, die ich hoffentlich als Freund betrachten würde.
Sean Price: Yeah, wenn er in Brownsville wäre, er wäre auf jeden Fall in meinem Team!
Guilty Simpson: Es war uns wichtiger, dass wir auch außerhalb der Musik miteinander klar kommen. Wir sind beide aus der Hood, also brauche ich mir keine Sorgen machen, dass er in irgendeiner Form illusionäre Vorstellungen von der Realität hat!
Sean Price: Großartige Antwort! Er ist ein Gentleman aus dem Buch (lacht)!

Im Herbst steht die Tour an und davor seid ihr auf dem Hip Hop Kemp. Guilty erzählte einmal eine kleine Anekdote vom Kemp, die mit Absinth zu tun hat.
Guilty Simpson: Ich, Black Thought, Hex und Rasco habe Absinth in Tschechien getrunken. Hex hatte keine Ahnung, was er da trinkt! Also hat er eine Menge davon geleert. Nächstes Mal werde ich auf jeden Fall erst auf die Bühne gehen. Mit Absinth im Blut sollte man nicht performen!
Sean Price: Ich bin allergisch gegen das Zeug. Das verursacht eine üble Reaktion bei mir, es fängt überall zu jucken an!
Guilty Simpson: Das ist echt ein Teufelsgetränk! Sollte man nicht trinken.

Als nächstes kommt das Soloalbum von Sean, Mic Tyson und ein neues Heltah Skeltah Album. Wird es danach das nächste Random Axe Album geben?
Sean Price: Wir machen auf jeden Fall ein zweites Album. Ich weiß nicht wann, das letzte hat drei Jahre gedauert. Also halte nicht den Atem an, du könntest sterben (beide lachen)! Aber es wird auf jeden Fall ein nächstes gebe, das ist sicher!
Guilty Simpson: Glaub’ es lieber, es wird auf jeden Fall weiter gehen! Definitiv!